Rufus Zuphall über Solution


Da sich die Mitglieder von Rufus Zuphall für das Interview auf der gegenüberliegenden Seite gerade in unserer Redaktion aufhielten, baten wir sie, bei dieser Gelegenheit gleich an unserer Rubrik „Popgruppen über Popgruppen“ mitzuarbeiten. Wir spielten ihnen die LP „Solution“ von der erst kürzlich gegründeten holländischen Formation Solution vor. Hier der Kommentar von RUFUS ZUPHALL:

Wir haben von dieser Gruppe noch nie etwas gehört, finden sie jedoch recht interessant. In gewissen Weise lassen sich Parallelen zu Soft Machine und Supersister ziehen. Im Gegensatz zu Supersister hat Solution jedoch einen wesentlich glücklicheren Weg gefunden, insofern, als hier nicht nur Tonmalerei gemacht wird, sondern man deutlich merkt, dass da vier Individuen dahinterstecken, die ihren persönlichen Ausdruck hineinlegen und nicht nur denken, sonder auch fühlen. Jeder einzelne Musiker scheint ein Könner auf seinem Instrument zu sein, während man der Gruppe als Gesamtheit doch irgendwie anmerkt, dass die noch, nicht lange zusammen spielen, denn man hat doch irgendwie den Eindruck, dass sie sich über ihre Richtung noch nicht hundertprozentig im klaren sind. Die Stärke der Gruppe liegt ganz offensichtlich in der Melodik und Harmonik, was besonders in dem zweiten Stück der A-Seite gut zum Ausdruck kommt. Die Melodiker, also in diesem Falle Organist und Bläser, sind es, die am meisten zum Gelingen der Platte beigetragen haben, die beiden neigen sehr zur Ausdrucksmusik, was man ebenfalls in dem Stück „Preview“ bemerken kann. Das bringt einen unheimlichen Aufwand von Melodik und Harmonik und ist völlig gelöst von dem Formellen, das auf den anderen Nummern doch immer noch herauszuhören ist. Am Ende diverser Stücke wurden Übergänge drangehangen, die eigentlich völlig überflüssig sind und gar keine Aussage haben. Da versucht man, die Zuhörer mit wechselnden, unregelmässigen Rhythmen zur Aufmerksamkeit zu zwingen, erreicht mit dieser Effekthascherei jedoch das Gegenteil. Manchmal hat man das Gefühl, in einem Zug zu sitzen. Alles mögliche kommt vorbei, viele Einflüsse. Wir sind jedoch der Meinung, dass es sinnvoller und für den Zuhörer wichtiger ist, eine einzige Stimmung einzufangen und richtig auszumalen. Teilweise bekommt man den Eindruck, dass die Stücke sehr durchkonstruiert sind, zusammengebastelt, wodurch das Ganze eine sterile Note bekommt. Aber zum Glück beherrscht dieser Eindruck nicht, weil ja, wie gesagt, die Akzente auf der Melodik liegen. Von den einzelnen Stücken gefallen uns die beiden ersten der A-Seite am besten, während das dritte zwar auch ganz gut ist, aber durch den Gesang irgendwie verliert. Der Sänger ist sehr, sehr gut, seine Stimme erinnert uns an Steve Winwood, aber Solution ist eine totale Instrumentalgruppe, sie haben den Gesang überhaupt nicht nötig, im Gegenteil, hier wirkt er irgendwie fehl am Platz. Das erste Stück gibt einem eine Art Orientierungspunkt, der einen über die ganze A-Seite leitet. Das fehlt auf der zweiten Seite völlig. Wenn man der A-Seite konzentriert zugehört hat, dann strengt einen die B-Seite so an, dass man schon gar nicht mehr zuhören kann, schon beim ersten Stück nicht mehr. Am Ende der ersten oder am Anfang der zweiten Seite hätte eine Nummer kommen müssen, die zum Ausruhen ist. Aber die kommt leider erst am Schluss der 2. Seite mit dem Stück „Circus Circumstances“. Leider kommt diese Aufmunterung viel zu spät, so dass sie ihre Wirkung völlig verfehlt. Oberhaupt wissen wir mit dieser Nummer nichts anzufangen. Sie beginnt unheimlich lustig, man hat den Eindruck, dass es sich um einen Gag handelt, aber später weiss man nicht mehr so sicher, ob man recht hatte. Da folgt eine Aneinanderreihung von Klischees, Rock- und Modern Jazz-Klischees. Man weiss nicht mehr, ist das nun Spass oder Ernst. Wahrscheinlich sollte das Ganze wirklich nur ein Gag sein, aber wir finden, für einen 8-Minuten-Gag ist diese Gruppe wirklich viel zu gut. Die Produktion der Platte ist, das wäre abschliessend noch zu sagen, eindwandfrei gelungen.