Robbie Williams’ affiges Biopic floppt hart an den Kinokassen
„Better Man“, die Lebensgeschichte von Robbie Williams als CGI-Schimpanse, ist ein Box-Office-Desaster.
Sing when you’re losing – nach knapp drei Wochen in den britischen und US-amerikanischen Kinos hat das Biopic von Robbie Williams, „Better Man“, weltweit nur zehn Millionen US-Dollar eingespielt. Angesichts eines Produktionsbudgets von 110 Millionen US-Dollar gilt das als Megaflop.
Vor allem, da zu den Herstellungskosten eines Films dieser Größenordnung noch Ausgaben für Marketing kommen, die zwar nie veröffentlicht werden, sich in der Regel aber auf mindestens 50 Prozent der Produktionskosten belaufen. Eine Faustregel in der Entertainmentindustrie besagt, dass ein Film mindestens das 2,5-Fache seiner Kosten einspielen müsse, um nicht defizitär zu sein. Dieses Ziel dürfte „Better Man“, der in Deutschland am 2. Januar gestartet ist, keinesfalls erreichen.
Ursachenforschung: Was ist da passiert?
Da macht man sich natürlich an die Ursachenforschung, woran hat’s gelegen? Zum einen gewiss am Konzept: Ein Film über Robbie Williams, in dem Robbie Williams weder zu sehen noch von einem Darsteller gespielt wird, sondern von einem Computer-animierten Schimpansen, ist schwer zu vermitteln. Dann der Titel: „Better Man“ bezieht sich auf einen weitgehend unbekannten Song aus dem Solo-Schaffen des Ex-und-wieder-und-dann-noch-mal-Ex-Take-Thatters, der 2001 als 6. und letzte Single aus seinem dritten Album SING WHEN YOU’RE WINNING veröffentlich wurde – und dazu nur in Australien, Neuseeland und Lateinamerika. Man stelle sich vor, das Queen-Biopic hätte nicht „Bohemian Rhapsody“ geheißen, sondern „The Fairy Feller’s Master-Stroke“. Wieso hat man den Film nicht „Let Me Entertain You genannt“? Im ansonsten für Synchronisationstitel nicht sonderlich zu lobenden Deutschland heißt der Film immerhin etwas verständlicher „Better Man – Die Robbie Williams Story“.
Dazu setzte die Plakatkampagne auf das Titelbild von Williams’ Solodebüt, LIFE THRU A LENS. Das hat zwar weltweit mehr als vier Millionen Stück verkauft, was stattlich ist, aber beileibe keinen für die Vermarktung wichtigen hohen Wiedererkennungswert wie etwa den von Nirvanas NEVERMIND generiert. Außerdem gilt Williams seit etwa 20 Jahren als Has-Been. Sein letztes wirklich kulturprägendes Album, INTENSIVE CARE, erschien 2005. Danach landete er mit dem verquasten RUDEBOX einen Bauchplatscher, von dem sich seine Karriere nie wieder erholen sollte. Seitdem greift er nach jedem Ast, der ihm ein künstlerisches Überleben verspricht: Hier ein Weihnachtsalbum, da ein Sequel zu seiner erfolgreichen Swing-Platte, dazu Neuaufnahmen alter Hits im Orchestergewand.
Wer sich dennoch in jüngerer Vergangenheit für Williams’ Werdegang interessierte, hatte dazu erst Ende 2023 in Form einer vierteiligen Netflix-Doku Gelegenheit. Ultimativ ausschlaggebend für den Misserfolg von „Better Man“ ist aber natürlich, dass Williams der für so einen teuren Film unverzichtbare US-Markt nicht zur Verfügung steht: In den USA ist Williams weitestgehend ein Nobody; sogar sein größter Hit dort – selbstverständlich „Angels“ – erreicht nur Platz 53 der Billboard-Charts.
Das „Citizen Kane“ der Musikfilme?
Tragisch an dem Flop ist: „Better Man“ ist absolut sehenswert; auf der Kritikensammelplattform „Rotten Tomatoes“ erreicht er eine Bewertung von 87 Prozent. Ist „Better Man“ also das „Citizen Kane“ der Musikfilme? Wohl eher das „Planet der Affen“ der Musikfilme. Hoffen wir also, dass Williams nicht nur singt, wenn er gewinnt, sondern auch, wenn er mal verliert.