Robbie Williams


Exhibitionistische Rockstars scheinen vom Aussterben bedroht: In den 90ern hatten Angstgefühle Hochkonjunktur. Jeder angehende Star zuckte zurück, sobald das Rampenlicht auch nur in die Nähe kam. Gerade die britische Szene war anfällig: Wo einst ein Griff in den Schritt für Klarheit sorgte, da werden heute Sensibelchen (wie Radiohead-Sänger Thom Yorke) bei Ansicht eines Bühnen- oder Interview-Mikrophons blass um die Nase. Blur verdrückte sich nach dem „Parklife“-Megastar-Durchbruch schleunigst in die „schwierige“ Nische. Die Manie Street Preachers haben vorsichtigerweise schon mal angekündigt, sich nach der nächsten CD auflösen zu wollen. Wie gut, dasses Robbie Williams gibt. Der Sänger ist seit seiner Zeit bei Take That abgehärtet und blüht geradezu auf, wenn er auf die Bühne darf.“Let Me Entertain You“ skandiert er dann, und es bleibt keine leere Absichtserklärung. Wie Wasser aus einem Brunnen sprudelt das Charisma aus diesem Mann. Damit macht er jene Zweifler nass, die ihm noch immer unterstellen, er sei bloß Reste-Verwerter auf dem Popmusik Recyclinghof. Das mag theoretisch ja stimmen, wenn man etwa die John Barry- Samples aus dem Hit „Millennium“ bedenkt. Aber auf das Wie kommt es an. Ein Zugabenblock etwa, der mit Coverversionen von The Clash, Blur und Oasis begann und mit einem seiner eigenen Hits endete, ganz nonchalant in eine Reihe mit den Klassikern gestellt. Aber dreist kommt weiter. Das ist spätestens klar, wenn die Fans“Angels“ vom ersten Wort an so lautstark mitsingen, dass der Hauptdarsteller sich tatenlos und gerührt zurücklehnen kann. Dann weiß Williams, dass er derzeit totale Narrenfreiheit genießt.