Wolfram :: Wolfram

Permanent Vacation/Groove Attack

Ein Produzent aus Österreich traut sich was, und zwar das 90er-Jahre-Dance-Revival. Inkl. Gaststar Haddaway.

Das 90er-Jahre-Revival in der elektronisch generierten Tanzmusik wird ja seit ein paar Spielzeiten von diversen Seiten angedroht, hat sich aber nie so richtig materialisiert. Das Debüt von Wolfram (Eckert), einem 28-jährigen Produzenten aus Österreich, könnte der Ausgangspunkt dafür sein. Das Album von Wolfram, der 12-Inch-Käufern unter seinem discohousigen Pseudonym Diskokaine ein Begriff sein wird, ist die erste zeitgenössische Platte, die mehrheitlich im Zeichen des 90er-Jahre-Dance-Revivals steht. Die 90er in (Euro-)Dance/Disco haben sich ja dadurch ausgezeichnet, dass sie die Genrekennzeichen der 80er maßlos überspitzten, der Synthesizersound musste noch greller sein, der Beat noch fetter. Alles da bei Wolfram, die Fanfarensynthies, dieser Stampfbeat, den man damals als nicht steigerungsfähig empfunden hatte, die Melodien für Millionen. Wolfram sind innerhalb eines als trashig und cheesy, schlimmstenfalls als „kultig“ wahrgenommenen Bezugsrahmens ein paar außergewöhnliche Songs gelungen. „Fireworks“ mit Hercules And Love Affair ist ein Instant-Hit, ebenso „Hold My Breath“ (mit dem New Yorker Produzentenduo Holy Ghost!), „Out Of Control“ eine euphorisierende Hi-NRG-Nummer mit dem Gesang des legendären Paul Parker. Der Höhepunkt und quasi der Belegtrack für die 90er-These ist „Thing Called Love“, für das Wolfram den original Euro-Dance-Master Haddaway als Sänger aufbietet. Das ist, wie so vieles hier, keine reine Nostalgie, sondern zeitgenössische Neo-Disco, aus der sich patchworkartig Elemente aus den mutmaßlichen Einflüssen extrahieren lassen.

CD im ME 3/2011