The T.C.H.I.K. :: Jung, Talentlos & Gecastet

Beat The Rich!/Universal

Berliner Postfeministinnen erfinden noch einmal die NdW: Als Elektro-Punk.

Zwei Songtitel ihres Debütalbums sind es, die programmatisch das Schaffen von The T.C.H.I.K. abgrenzen. „Spaß muss sein“ heißt der Eröffnungssong, später folgt „Ich hab keinen Spaß“. Zwischen diesen Polen Hedonismus und Wut, zwischen Disco und Punkrock, zwischen „Bravo“ und „Emma“, bewegt sich die Berliner Mädchenband (darf man nicht nur schreiben, muss man in diesem Fall sogar) wie die Elefantin im Porzellanladen. Die systematisch unübersichtliche Chaos-Truppe, deren Namen ausgeschrieben für „Tote Crackhuren Im Kofferraum“ steht, sieht Dilletantismus als Programm, erhebt die Provokation zum Lustprinzip, setzt Schimpfwörter („Fick Dich“, „Muschis“) als Befreiungsfanale ein und produziert Slogans für pubertierende Riot-Girrrls: „Wir hassen Sport“, „Zieht Eure T-Shirts aus“, „Alles Lüge“. Legendär bereits die Hymne auf die Ausritte mit dem Pony Johnny, bei denen selbst die Extensions im Sommerwind wehen. Ähnlich brachial wie der postfeministische Humor ist auch die musikalische Umsetzung: Der Elektro-Punk spielt souverän, aber wenig diffizil mit den denkbar billigsten Beats, einigen NdW-Einflüssen und allerhand Rumgeschreie. Hier finden Peaches und Andreas Dorau & Die Marinas zueinander – wenn auch garantiert nicht friedlich.

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Story ME 8/2010