The Feeling
Boy Cried Wolf
BMG Rights/Rough Trade (VÖ: 14.02.)
Auf dem vierten Album der Briten hat der Gute-Laune-Pop keine gar so gute Laune mehr.
Kaum zu glauben, aber auch The Feeling können einmal schlecht drauf sein. So außergewöhnlich das sein mag, dass die Gute-Laune-Bären des Britpop sich mal in vergleichsweise gedämpften Stimmungslagen bewegen, so gewöhnlich ist allerdings der Grund dafür: das Ende der langjährigen Beziehung von Mastermind Dan Gillespie-Sells.
Der Liebeskummer sorgte dafür, dass der Sänger für BOY CRIED WOLF, das vierte Album seiner Band, ein paar Lieder geschrieben hat, die in niedrigerem Tempo gehalten sind und eher dunklere Gemütsverfassungen erforschen. The Feeling, die ihr Handwerk als Coverband in französischen Skigebieten erlernt haben und früher lieber zu dick als zu dünn aufgetragen haben, klingen zwar immer wieder nach sich selbst, aber nun, auch wenn das Pathos weiter allgegenwärtig bleibt, bisweilen sogar transparent.
Das Klavier kommt oft zum Einsatz, Gillespie-Sells gibt den Elton John und nicht jede Melodie verschluckt sich notwendigerweise an sich selbst. Damit ist allerdings auch größtenteils verloren gegangen, was bislang das Alleinstellungsmerkmal von The Feeling war und die Band vor sechs Jahren an die Spitze der britischen Albumcharts befördert hat: Refrains, die man schon beim ersten Mal mitsingen kann. Sollte auch das ein Abschied für immer sein, wäre das allerdings ein Grund zur Trauer.