The Divine Comedy

Foreverland

Divine Comedy/PIAS/Rough Trade

Neil Hannon widmet sich endlich wieder dem orchestralen Pop seines ewig unterschätzten Band-Projekts.

Das Schiffsgebälk ächzt. Die Männer jammern. „What are we looking for?“, fragen sie müde. „A piece of heaven“, antwortet ihr Kapitän, Neil Hannon. „It’s been my plan to find Foreverland.“ So beginnt die Reise auf dem elften Album von The Divine Comedy. Dabei hat sich Hannon ein Stückchen Ewigkeit mit vielen exzellenten Platten längst erobert, auch wenn er den großen Durchbruch nie geschafft hat. Mitte der 90er zählte man ihn aufgrund seiner Herkunft und seines Haarschnitts zum Britpop, was ihm ein paar Achtungserfolge auf der Insel bescherte. Seine Musik aber war theatralischer und orchestraler als die von Oasis oder Blur, seine Wurzeln liegen tiefer: bei den französischen Chansonniers der 50er und den amerikanischen Songwriter-Legenden Rodgers/Hammerstein.

Irgendwann wandte sich Hannon dann auch vom Popsong ab, schrieb Musik für Serien (u.a. „Father Ted“), komponierte Jingles, Musicals und Opern. Seine One-Man-Band The Divine Comedy schien leise zu entschlummern. Aber jetzt hisst Hannon nach sechs Jahren doch wieder die Segel und sticht mit dem alten Kahn in See. Die Route führt in die Vergangenheit: zu Napoleon und zu „Catherine The Great“, an deren Königshof das Cembalo herumtollt wie einst bei den Kinks im Village Green.

In „The Pact“ heißt es: „This is our pact, this is the treaty that we’ve signed, what one may lack, the other party will provide“ – und auch diese Zeilen wirken nach dem EU-Referendum wie aus einer vergangenen Zeit. „Funny Peculiar“ holt einen wieder heraus aus dem Post-Brexit-Blues. Hannon und die irische Singer/Songwriterin Cathy Daves verwandeln sich in Frank und Nancy Sinatra und turteln miteinander herum, so leicht und luftig, so charmant, dass man gar nicht will, dass diese Reise zu Ende geht. Aber manchmal kommt das Ende schneller, als man denkt.

„Other People“ singt Hannon scheinbar auf der Straße in ein Aufnahmegerät. Er sinniert über seine neue Liebe und ihre Verflossenen. Streicher schwellen an, immer opulenter, betören uns, lullen uns ein – und dann hat Hannon auf einmal keine Lust mehr. „Blah blah blah“, murmelt er. Dann ist Schluss. Er muss jetzt weiter. Vom Horizont schickt er noch einen letzten Gruß: „Finding the one who loves you … shouldn’t be this hard … but it’s worth it, it’s really, really worth it.“ Hoffentlich dauert es nicht noch einmal sechs Jahre, bis er sich wieder blicken lässt.