The Decemberists – The Hazards Of Love

Nach dem altertümlichen, theatralischen Progrock/Folk-Werk THE CHANE WIFE schien es durchaus möglich, dass das exzentrische Quintett aus Portland, Oregon, für das neue Album an einem noch mehr aus der Welt gefallenen Ding feilt. Als der vom britischen Folk-Revival der 60er besessene Colin Meloy bei seinen Recherchen eine EP der Folksängerin Anne Briggs namens „The Hazards of Love“ von 1966 entdeckte, war für ihn klar: Das fünfte Werk der Decemberists würde ein Musical werden. Die Platte inspirierte ihn so sehr, dass er nicht nur den Titel übernahm, sondern ein Märchen um dieses eine Stück herum erfand. Letztlich dann doch nicht für die Bühne geschrieben, wird diese Geschichte auf THE HAZARDS OF LOVE nun in 17 miteinander verwobenen Songs erzählt, inkl. Prelude, Interlude, Reprises und mehrteiligen Stücken. Die Story: Margaret (Lavender Diamonds Becky Stark) und ihr Lover (Meloy) werden von einer eifersüchtigen Waldkönigin (My Brightest Diamonds Shara Worden) genervt. Die Songs reflektieren die Stimmungen der Charaktere, von harmonisch bis bedrohlich. Versucht man jedoch, THE HAZARDS OF LOVE nicht nur als Märchen zu hören und nicht die Storyline zu verfolgen, kann die Platte zu einer fordernden Angelegenheit werden. Es ist alles miteinander verstrickt: schlichter Neo-Folk, Jahrmarktspop, Indie-Rock und Countryfolk. Einige Lieder sind wendungsreich wie etwa das Metal/Progrockstück „The Queen’s Rebuke/The Crossing“ und es fällt schwer, sich dazu nicht die ganze Zeit Schauspieler mit weit aufgerissenen Augen und schweren Gewändern vorzustellen. Auch wenn es einige Stücke auf dem fünften Album der Decemberists gibt, die für sich allein und für gutes Songwriting stehen, ist es ein wenig bedauerlich, dass sie das ambitionierte Konzept stellenweise in den Vordergrund gestellt haben.

wwrw.thedecemberists.com

Story S. 12