Sonny And The Sunsets :: Tomorrow Is Alright

Fat Possum/Soulfood

Wunderbar seltsam und gnadenlos herzlich: Der US-Songwriter macht das Pop-Album, das Jonathan Richman in den vergangenen Jahren aufzunehmen versäumt hat.

Großprojekte wie Sufjan Stevens‘ 50-States-Reihe zehren vom Charme des Unmachbaren, von der Hybris des Autoren und der Lust am Wahnsinn. Sonny Smith lud für sein „100 Records Project“ 100 Künstler ein, das Artwork für 100 Fake-Bands zu gestalten, deren Songs er sicherheitshalber vorher schon einmal geschrieben hatte. Das Projekt gelangte in vollem Umfang zur Aufführung, was die Besucher der Cinders Gallery in Williamsburg mit nach Hause nahmen, war die gute Gewissheit, dass im Bauch von Amerika noch genügend Raum für die Paralleluniversen einiger Freaks, Weirdos und Outcasts existiert. TOMORROW IS ALRIGHT ist die Fortsetzung dieser Freak-Saga mit den Mitteln einer Band (Musiker von Thee Oh Sees, den Fresh & Onlys und Citay) und einem reputierten Spezialistenlabel (Fat Possum) im Rücken. Genauso gut hätte die Geschichte des Singer/Songwriters Sonny Smith dort enden können, wo sie begann – im Street Busking, in einer schäbigen Hotel-Bar oder auf einer der zahlreichen Beach-Partys in San Francisco. Für diesen einen Moment aber darf der Stern des Sonny Smith hell strahlen. Vielleicht kommt es Smith sogar zugute, dass er ein Sänger/Musiker mit begrenzten Möglichkeiten ist. Dadurch nimmt er sich die Freiheit gnadenlos herzlich, ein wenig lächerlich oder doch ein bisschen ironischer zu sein, als der erste Eindruck erlaubt. Diese elf Songs wurden mit einem 1970er Tascam Tape Recorder aufgezeichnet, sie erzählen Geschichten von der Liebe mit älteren Mädchen, einer seltsamen Todescreme und all den Assoziationen, die man mit Love und Spaceships haben kann. Das wäre alles nicht erwähnenswert, besäßen die Songs von Sonny Smith nicht die Catchyness von kleinen Pop-Hits, die mit Handclapping und eigentlich viel zu vielen Ahaaaahs um die Ecke geschrummt kommen, um noch ernst genommen zu werden. Aber der Charme des Vortrags legt sich wie eine warme Decke über die coolen Doo-Wop-Melodien. Der Sänger hat mit tomorrow is alright das Album gemacht, das Jonathan Richman in den letzten Jahren aufzunehmen versäumt hat. Allein der Ausflug zum „Planet Of Women“ ist diesen Album-Trip wert: „The two-headed lady said I couldn’t land my ship/ I said it would only take a minute/ Well, she said, What’s in it?/ Awww, I don’t know, just some weird shit“.

www.fatpossum.com