Sampha
LAHAI
Beggars/Indigo (VÖ: 20.10.)
Die Elektronik-Klangteppiche des Briten klingen befreiter als zuvor.
„I‘ve been lifted by her love / I felt lifted from above“, singt Sampha auf „Suspended“ zwischen Soul und Sprechgesang. Auf PROCESS (2017) verarbeitete er den Tod seiner Mutter, seither ist viel passiert in seinem Leben. Nach der Veröffentlichung seines Debüts und der anschließenden Tour zog er sich zurück und wurde Vater. Statt erneut persönliche Erlebnisse zu verarbeiten, flüchtet er sich diesmal in eine Fantasiewelt. Immer wieder geht es in abstrakten Texten um den Begriff der Zeit, um Träume, Fliegenkönnen und Zeitmaschinen. Vielleicht sind diese Themen von den Gute-Nacht-Geschichten inspiriert, die er seiner Tochter vorliest.
AmazonInhaltlich mag das sperrig klingen, klanglich geht das Konzept auf. Das Klavier ist nach wie vor ein zentrales Element seiner Arbeit, in „Suspended“ und „Dancing Circles“ nimmt es eine deutlich aufbrausendere, im Zusammenspiel mit dem mehrstimmigen Gesang fast atonale Rolle ein. Die flirrenden Synthie- und Drum-Beats werden wieder dezent eingesetzt und mit analogen Soundschnipseln kombiniert.
Technisch sind sie ausgefeilter und komplexer als auf dem Vorgänger. Über dem frickeligen Piano- und Elektronik-Klangteppich tänzelt Samphas Stimme. Sie klingt weniger zerbrechlich und hauchend, sondern leicht und selbstbewusst. Das mag daran liegen, dass er diesmal in der Hauptstimme weniger in dem für ihn typischen Falsett singt, sondern immer öfter in die Bruststimme wechselt. Wie gerne würde man sich von ihm in den Schlaf singen lassen.
Autorin: Louisa Zimmer