„OLIVER lässt die Teenies kichern, indem er sein Tagesprogramm bekannt gibt. Heute früh bei KÄFER gefrühstückt, zwei Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat, dazu eine halbe Flasche MOET, mittags im FRANZISKANER, Stammtisch, rösche Kalbshaxe, 1/2 Flasche KIRCHBERGER VÖGELEIN, dann bei Oma Abendessen, kalte Platte, Rheinwein.“ Christopher Roth erklärt im nach 30 Jahren wieder aufgelegten „200 D“ genau, was im Umfeld seines jugendlichen Ich-Erzählers passiert. Er schreibt von Nachtgestalten, von Filmdrehs, vom Gebrauchtwagenmarkt an der Dachauer Straße und der Diskothek Sugar, die vermutlich das legendäre Sugar Shack sein soll. Er benennt nicht nur die Orte und die Getränke, sondern auch bis auf den Pfennig deren Preise. Die eigentliche Handlung – sein Protagonist verbringt einen Tag mit einem Mädchen und kauft am nächsten einen roten Mercedes – ist eine lose Klammer für diese sehr in ihrer Zeit verhafteten Beobachtungen, die vorwegnehmen, was später unter dem Begriff Popliteratur abgeheftet wurde. Doch Roth, heute als Filmemacher bekannt („Baader“), entzieht sich jener Wertung, die in den 90er-Jahren Autoren wie Christian Kracht oder Alexander von Schönburg immer ein snobistisches Mäntelchen umlegte, sondern beschränkt sich auf eine Schilderung der Umstände und gelegentliche Exkurse in die Geschichte des Dieselmotors. Jochen Overbeck