Album der Woche

Oliver Sim

Hideous Bastard

Young/XL/Beggars/Indigo (VÖ: 9.9.)

Der The-xx-Sänger steigt in seinem Soul-Noir-Pop-Solo-Debüt hinab in den Traumakeller.

Während sich in den Welterfolgssongs von The xx die Stimmen von Oliver Sim und Romy Madley Croft meist beschützend umgarnen, ist Sim diesmal auf sich gestellt. Mit seinem Bariton steigt er tief in den Traumakeller: Es sind die Ängste eines schwulen Jungen, der merkt, dass er anders, womöglich „far too femme“ ist, Spott und Hass erfährt („Sensitive Child“, „Fruit“) und deshalb die Kunst der Verstellung übt: „A borrowed voice, practised smile / I sweat it’s mine“. Es geht um die Ängste eines jungen Mannes, der zögert und zaudert, Bindungen zu anderen aufzubauen („Saccharine“) und stattdessen lieber Horrorfilme schaut – um sich mit den verabscheuten, missverstandenen Monstern zu identifizieren.

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Während die Lyrics von The xx stets im Diffusen bleiben, wird Sim so konkret-persönlich, dass es weh tut: „Been living with HIV / Since seventeen / Am I hideous?“, fragt er im Opener. All dies hätte das Potenzial, einen niederzuschmettern, aber es gibt ja die Schutzengel Jimmy Somerville (Bronski Beat) und Beach Boys (im Sample), die warmherzige Produktion von The-xx-Buddy Jamie xx, dieses johngrantig perfumegeniale Gespür für tragikomisch-groteske Details – und diese Stimme von Oliver Sim, die so erleichternd „I have people in my life that really love me“ feststellt, dass literweise die Glückstränen kullern müssen.

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