Moonlight :: Regie: Barry Jenkins

„Every nigger is a star.“ Ganz früh hört man Boris Gardiners zarte Ghettofunkballade über schwarze Selbstermächtigung im Soundtrack von Barry Jenkins’ zweitem Spielfilm, dem poetischen und visuell eloquenten und in seiner erschütternden Intimität so ambitionierten „Moonlight“. Man darf den Song auch als Leitmotiv verstehen: „I have walked these streets alone, 20 years I have been on my own.“ 16 Jahre im Leben eines jungen schwarzen Mannes deckt der Film ab, aufgeteilt in drei Episoden, die ihn zunächst als Zehnjährigen zeigen, später als Teenager und dann als den jungen erwachsenen Mann, der er geworden ist und der sich selbst den Namen Black gegeben hat.
Und das ist eine Ansage: Um die ganze black experience soll es gehen, um die schwarze Erfahrung im Jahr 2016, festgemacht am Leben eines einzelnen Jungen, der in der Schule gehänselt wird, sich von seiner drogenabhängigen Mutter freischwimmen muss und in seiner fortgesetzten Einsamkeit mit sich selbst konfrontiert sieht: Black hat ein Bild von sich, dem er gerne gerecht werden würde, auch wenn ihm bewusst ist, dass er sich selbst belügt. Denn wenn Black wieder Chiron ist – wie er früher einmal hieß – ist er nicht nur ein schwarzer junger Mann, was nicht ganz einfach ist in einem Schmelztiegel wie Miami. Er ist auch ein schwuler junger Mann, was so gar nicht übereinstimmen will mit der Fassade des harten, abgebrühten Drogendealers mit martialischen Gold-Grillz, die er der Welt präsentiert: Seine Kumpels, die Zeit ihres Lebens darunter leiden mussten, von der Welt als „schwarze Gangster“ abgestempelt zu werden, zögern keine Sekunde, ebenso voreilig einen der Ihren mit Vorurteilen abzustempeln.