Mind Bokeh :: Warp/Rough Trade

Der englische Produzent verlässt die Folktronica-Ecke und schaut beim Pop vorbei.

Stephen Wilkinson hat nie ein Hehl aus seiner Vorliebe für Metal gemacht. Wie alle Kids in den englischen Midlands durchlief auch er die obligatorische Iron-Maiden-Phase. Das sagte er jedem, der es wissen wollte. Auf den bisherigen Alben, die Wilkinson unter dem Namen Bibio veröffentlicht hat, war davon wenig zu hören. Zerbrochene Beats, verschwommene Sounds, Geräusche von Feldaufnahmen waren sein Ding, Boards Of Canada das offensichtliche Über-Vorbild. Jetzt aber gibt es diesen Song namens „Take Off Your Shirt“, bei dem die draufgängerische Absicht schon im Titel steckt. Es ist Wilkinsons Maiden-Moment, so richtig mit Gitarrenriff und so. Aber er hat natürlich nichts mit Metal im eigentlichen Sinn zu tun. Eher muss man sich das Ganze wie bei Phoenix vorstellen, deutlich friedliebender also. Die Überschrift zu diesem Album lautet deshalb: Wilkinson will raus aus dem Schneckenhaus. Reine Instrumentals gibt es kaum noch. Dafür wirft er überall mit Popstrukturen und auch mit erstaunlich vielen Grundierungen um sich, die aus dem schwarzen Funk stammen könnten. Wiedererkennungswert und Rhythmus statt reiner Soundidylle – ein guter Tausch, für den er mittlerweile auch reif genug zu sein scheint.