Miley Cyrus

SOMETHING BEAUTIFUL

Columbia (VÖ: 30.5.)

Von wegen Endless Summer Vacation! Miley Cyrus stürzt sich in ihr bislang ambitioniertestes Projekt: eine Pop-Oper samt Film. 

Ein halbes Leben lang war Miley Cyrus auf der Flucht. Zuerst entkam sie ihrem Alter Ego Hannah Montana und den Krallen des Disney-Konzerns. Auf der Abrissbirne ritt sie in die Freiheit. Die erwies sich aber bald ebenso als goldener Käfig. Cyrus wollte keine Hitmaschine sein, nicht den Konventionen des Daseins als weiblicher Popstar entsprechen. Also schlug sie wieder einen Haken und nahm ein verspultes Album mit den Flaming Lips auf.

So ging es immer weiter. Ihr Kampf um Selbstbestimmung wurde zum Motor einer bald 20 Jahre währenden, sehr erfolgreichen Karriere: von brav zu brat, von BANGERZ zu „Flowers“. Letzteres, ihr bislang größter Hit, schoss in der halben Welt an die Spitze der Charts und wurde mit zwei Grammys belohnt. Der würdige Schlusspunkt einer „Era“, wie man heute sagt: Cyrus on top, allen Zweiflern zum Trotz.

Die größte Kritikerin sitzt im Kopf

Aber die größte Kritikerin sitzt im Kopf. Sich selbst entkommt man nicht so leicht. Immer noch „aching to be seen, aching to become real“, wie es im „Prelude“ der neuen, neunten Platte heißt, stürzt sich Cyrus in ihr bislang ambitioniertestes Projekt: eine Pop-Oper, inspiriert von Rock-Opas, namentlich Pink Floyd und deren 1979er Epos über Faschismus und Entfremdung, THE WALL. Uff. Echt jetzt? Zum Glück nicht. Ein begleitender Film als visuelle Untermalung ist die einzige Parallele zu Pink Floyd – und zwar: „with a better wardrobe“.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Weltschmerz hat auf SOMETHING BEAUTIFUL keinen Platz: „End Of The World“ zeigt dem bevorstehenden Weltuntergang die lange Nase, die „Golden Burning Sun“ wärmt Herz und Seele. Gästmusikerin Brittany Howard von Alabama Shakes, kommandiert „Walk Of Fame“ in einem Tonfall, der an den 90er-Rave-Klassiker, „Born Slippy“ erinnert. Im Titeltrack röhrt eine Gitarre wie ein Nebelhorn durch zärtlichsten RnB, dass es einem die Gesichtshaut nach hinten föhnt, als wäre man Tom Cruise an der Außenseite eines startenden Flugzeugs.

Am Ende beschreibt Miley Cyrus den Weg vom Himmel zur Hölle, wie sie ihn auf einem Gemälde von Hieronymus Bosch gesehen hat. Gut, die hochtrabenden Referenzen nerven ein wenig. Manchmal stürzt sich Cyrus wie ein Culture Vulture in Genres, in denen ihr schlicht die Glaubwürdigkeit fehlt. „Every Girl You’ve Loved” ist eine allzu anbiedernde Liebeserklärung an Ballroom Culture, und auch die überkandidelten Interludes hätte es nicht gebraucht. Liebe wünscht sich Cyrus: „Give Me Love“. Dabei muss sie dafür niemandem mehr etwas beweisen. Am wenigsten sich selbst.

Amazon Music Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Amazon Music
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Anzeige: Jetzt kostenlos Amazon Music Unlimited testen.

Welche Alben im Mai 2025 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.