Lou Barlow – Goodnight Unknown Domino/Indigo

Oh, wie schön ist Los Angeles! Der Juniordinosaurier packt einen Sack knackiger Postpunksongs aus. Flüchtigen Betrachtern des Albumcovers wird vielleicht ein „Oh, Janosch“ über die Lippen kommen. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich dieses gelb-schwarz gestreifte Etwas aber nicht als Tiger, und das Tier, das auf ihm sitzt, ist auch nicht der berühmte Bär aus „Oh, wie schön ist Panama“, sondern ein schräg dreinblickendes Katzenwesen. Möglicherweise aber hat Lou Barlow ein bisschen in seinen eigenen Kinderträumen gewildert, der 43-jährige Sänger, Gitarrist und bekennende Juniordinosaurier ist Vater einer vierjährigen Tochter und hat eine Ultraschallaufnahme seines kommenden Sprösslings auf seine Internetseite gestellt – Unterzeile: „Er sieht wütend aus.“ „Meine Frau“, erklärt er den Fans, ist „sehr schwanger.“ So viel Getue um Weib und Kind ist bei werdenden Vätern nur normal, zu den Überraschungen zählt da schon eher, dass der auch sonst nicht gerade unterbeschäftigte Mr. Barlow in kurzer Zeit ein konzises neues Album rausgehauen hat, das aber eher alten Folk-Implosion- und Sebadoh-Aufnahmen als den letzten Soloveröffentlichungen folgt. Den 14 Songs auf GOODNIGHT UNKNOWN wohnt ein ziemlicher Dnve inne, von der Polter-Rock-Eröffnung „Sharing“ bis hin zum finalen Akustiktrack „One Note Tone“. Als wollte Lou Barlow noch einmal sagen: Kinder, ich komme vom Punkrock und nicht vom Verein für intelligente Folkaufnahmen. Dabei hat er durchaus an den Stücken gearbeitet (oder arbeiten lassen): Schicht um Schicht sind diese zünftigen Lieder zur Gitarre, die Psych-Rock-Heuler und Noisehymnen entstanden, mit Drummer Dale Crover (Melvins), Langzeitfreund Imaad Wasif (Gitarre) und Produzent Andrew Murdoch, dessen Studio in Barlows Nachbarschaft in L.A. liegt. Da ist noch Luft nach vielen Seiten. Ich stelle mir gerade einen Schulchor vor, der Barlows „I’m Thinking“ singt.

VÖ: 2.10.