Lady Gaga :: The Remix

Cherrytree/Interscope/Universal

Electro-Pop und -Rock, Großraumdissen-House, fortgeschrittene Frickeleien – alles da auf dem ersten Remixalbum des zur Zeit größten Popstars.

Man muss nicht unbedingt bis runter zur Rezeption der Musik von Lena (Meyer-Landrut) gehen, um einen Beleg für die Schnöseligkeit von Rockmenschen gegenüber Pop zu bekommen. Auf halben Weg steht Lady Gaga, die auch immer gut ist für die Auslösung eines heftigen Beißreflexes bei den Rocktypen. Der Anti-Gaga-ismus ist geprägt von einer vollkommen unreflektierten Sicht auf alles, was Pop im weitesten Sinn repräsentiert: Leichtigkeit, Hedonismus, Mode, Maskerade, Sexualisierung, Spaß. So gesehen handelt es sich bei THE REMIX von Lady Gaga neben einem wie so oft fragwürdigen Remixalbum (Wer braucht sowas? Wer hört sich das am Stück an?) vor allem um den Beweis für den unverkrampften Umgang elektronischer Musiker mit dem Mainstream-Pop. Dieser steht der elektronischen Musik näher als dem Rock, was auch ein Erklärungsversuch wäre. Aber den Remixern geht es ohne ideologische Grabenkämpfe darum, das Beste für den Dancefloor aus dem Ausgangsmaterial herauszuholen und im Idealfall noch ein paar künstlerische Akzente zu setzen, die der Originalversion abgehen. Auf THE REMIX ist alles da, von Electro-Pop und -Rock über dumpfen Großraumdissen-House bis hin zu fortgeschrittenen Frickelein (der „Passion Pit Remix“ von „Telephone“). Gaga im Remix ist bei dieser Auswahl immer gut, wenn’s acid-housig wird (Richard Vissions „Just Dance“, „Boys Boys Boys“ von Manhattan Clique). Bei diesem Kenntnisstand ist es bedauernswert, dass einige der besten Remixe der Gaga-Songs (von Hercules And Love Affair, Tom Neville, Space Cowboy, Crookers, Filthy Dukes) die 12-Inch-Nische nicht verlassen haben zugunsten mediokren Materials auf dieser Compilation. Die Tracklist von THE REMIX wurde gegenüber der bereits im März in Japan veröffentlichten Version grundlegend überarbeitet. Die aktuelle Version hat zehn Remixe, die nicht auf der Japan-Ausgabe enthalten sind.

www.ladygaga.com

Story ME 6/2010