Kit Sebastian
NEW INTERNATIONALE
Brainfeeder/Rough Trade (VÖ: 27.9.)
Das Londoner Duo feiert die Globalisierung im Pop – mit Herzblut und Reisemitbringseln.
Das Video zur Vorabsingle „Metropolis“ wirkt vor allem durch eine gewisse Unschärfe. Kit Martin und Merve Erdem tauchen in diesem Bilderbogen als Tänzer:innen und Musiker:innen aus einem fast vergessenen Universum auf, es könnte ein Trip hinter den eisernen Vorhang, eine Anspielung auf die Yéyé-Französinnen oder eine Amateur-Fashion-Show aus den Tiefen der 70er-Jahre sein. Wenn Musik uns an einen anderen Ort und in eine andere Zeit katapultieren kann, ohne dass wir gleich „retro“ denken, dann ist die Wahrscheinlichkeit gerade sehr hoch, dass Kit Sebastian am Werk sind.
AmazonDas dritte Album des Duos aus London bezirzt mit einer nahtlosen Collage aus Klangstoffen, die aus verschiedenen Ecken des Globus kommen, komplex verarbeitet wurden und mit schönsten Sehnsuchtsmelodien versehen sind. Es gibt diese Songs, die mit Surf-Gitarren starten („Ellerin Ellerimde“, „Göç Me“) und in einem Anatol-Pop-Upbeat enden oder die B-52‘s auf eine Folklore-Tour mitnehmen, auf der heftig georgelt wird. Alle diese Songs legen feine Transformationen hin und tänzeln über kulturelle Voreinstellungen hinweg – nicht zuletzt mit reichlich Herzblut, das sich ganz vorteilhaft über diese Soundschönheiten verteilt.
Wir könnten aber auch gleich das komplette Album als Soundtrack unter einen unserer Lieblingsfilme legen, es müsste ein Film sein, in dem geküsst, gereist und entschieden kontempliert wird. Kit Sebastian bringen einen italienischen Analog-Synthesizer zum Klingen, eine türkische Klarinette, eine Santur (Irak, Indien), ein Metallophon aus der Gamelan-Musik, Oud, Zither und Cembalo. Diese Reisemitbringsel katapultieren NEW INTERNATIONALE in die Sphären der Weltbesten.
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