Kadavar
The Isolation Tapes
Roboter/Pelagic Records (VÖ: 23.10.)
Sie können auch anders: psychedelische Sphärenklänge nach Art der frühen Siebziger.
Die Ausgangslage: Im vergangenen Oktober erschien ihr neues Album FOR THE DEAD TRAVEL FAST, im März dieses Jahres musste die dazugehörige Tour unterbrochen werden. Auch Kadavar waren also erst einmal weg von der Straße, nutzten die Zeit jedoch mit der Aufnahme der sinnig betitelten ISOLATION TAPES.
Die klingen völlig anders, als es der Leitfaden für Stoner-Rock und Artverwandtes gemeinhin vorsieht, statt auf mehr oder minder kraftmeiernde Riff s zu setzen, macht uns Gitarrist Lupus Lindemann den David Gilmour, elegant umgarnt von unheilgeschwängerten Keyboardakkorden in Moll. Will heißen: Die Berliner Band besinnt sich nun auf jene Klänge, von denen sie in jungen Jahren inspiriert wurde.
Eine diese Quellen ist zweifellos Pink Floyd, deren melodische Qualitäten – etwa in „The World Is Standing Still“ – ebenso zitiert werden wie ihr Hang zu Sphärenklängen. „The Flat Earth Theory“ bietet satten Harmoniegesang nach Art der späten Beatles, auf „Peculiareality“ pumpt ein Mellotron, und so nah an der Feuerzeugballade wie in „Everything Is Changing“ waren Kadavar noch nie. All das hat das Zeug dazu, ihre bisherige Kundschaft gehörig zu irritieren.
Dafür dürfte jene Klientel, die Pink Floyd bereits Ende der 70er des Ausverkaufs verdächtigte, im Geiste nach Pompeji pilgern, wo ihre Lieblinge die „Echoes“ durchs Amphitheater jagten – was etwas über Publikumserwartungen und popmusikalische Erinnerungskultur aussagt, aber nichts über die Qualität dieser Songs.