Jamie T
Trick
EMI/Universal
Der HipHop-Punk hat wieder Biss und schimpft auf Aluhutträger und Populisten.
Vor knapp zwei Jahren beschwerten wir uns an dieser Stelle, Jamie T klinge auf seinem dritten Album CARRY ON THE GRUDGE zu harm- und mutlos. Davon kann nun nicht mehr die Rede sein. Da reicht schon ein Blick aufs Cover: Der Brite sicherte sich hierfür die Rechte des Bildes „Solomon Eagle“ von Paul Falconer Poole aus dem Jahr 1843. Es zeigt einen ultrareligiösen Quäker, der zur Zeit der Pestseuche mit einer Schale mit brennenden Kohlen auf dem Kopf durch London läuft und vom Jüngsten Gericht faselt.
https://www.youtube.com/watch?v=tss8hN3puq0
Die erste Single handelt von der modernen Variante solcher Typen, vom „Tinfoil Boy“, dem Jungen mit dem Aluhut auf dem Kopf, der sich damit vor den bösen Strahlen der Chemtrails schützen möchte. Der Song ist beinahe so düster wie das jüngste morbide Pamphlet von Casper, nur cooler und lustiger. Der HipHop-Track „Drone Strike“ nimmt die dunkle Stimmung auf, auch im stark an The Clash erinnernden „Tescoland“ und bei „Solomon Eagle“, dem düsteren Song zum wahnhaften Bild, haut Jamie T kulturpessimistische Gedanken raus.
Den Engländer besorgt die anti-aufklärerische Stimmung in der Welt: Gefühle zählen mehr als Fakten, Experten sind die neuen Spinner, Populisten spielen sich genau so auf wie der Quäker auf dem Cover, der aus dem Elend egozentrischen Profit schlägt. Jamie T steht diese wütende Protesthaltung ganz hervorragend: TRICK hat Biss, die Unruhe überträgt sich, man will raus und den Solomon Eagles dieser Welt ihre bescheuerte Kohleschüssel vom Kopf schlagen.