Hudson Mohawke – Butter

Elektronik trifft R’n’B und Dub-Step: Das Wunderkind aus Glasgow breakt sich auf seinem Debüt um den Verstand. Mein Freund, der Sound Editor, kann das auch: per Mausklick die Beats verschieben und stretchen und quetschen. Das bieten ja schon ganz einfache digitale Soundprogrammc. Die hohe Schule der Manipulation darf man dann von Hudson Mohawke mitnehmen, oder: wie man böse kleine Serenaden aus Subwoofer, Low-end-Bass, Analogsynthesizer und dem baut, was vom R’n’B übriggeblieben ist im verschwurbelten Hirn eines 22jährigen Glasgowers, der auf den zweiten Vornamen Genie hört. Er traut sich was; die neue Discomusik rinnt dem DJ und Mixer damit aber noch nicht aus den elektronischen Fingern – zerschnittene, hintereinander kopierte Technosequenzen, die der letzten großen Revolution im Staate Pop den Tod an den Hals wünschen. Anders kann man diese brutale Cut-up-Technik kaum interpretieren. Apropos Pop: Es gibt ein paar Tracks auf BUTTER, die reinste Popkaliber sind, oder wären – würden sie nicht von hässlichen Funkbreaks ununterbrochen gekillt oder von gluckernden Loops unappetitlich verschluckt. Man hört schon, dieses Young Wunderkind hat sich dem Thema Vatermord mit den Mitteln dieses Moments verschrieben, dabei bleiben auch Warp-Götter wie Aphex Twin und Autechre nicht verschont. Was dieses Album für die Popmusik und den Stand der Dinge in der elektronischen Unterhaltungsmusik bedeutet, ist noch nicht in aller Endgültigkeit zu sagen. Wenn Hudson Mohawke das Level seiner POLYFOLK DANCE EP und des R’n’Break-Killers „Leopards“ (mit Nadsroic, der jüngsten chemischen Waffe des Soul – aus Glasgow, woher sonst?) hierdurchgehalten hätte, wäre ich mir nicht zu schade für fünfeinhalb Sterne gewesen. Vielleicht sollte Hudson Mohawke zuerst einmal den Britpop aus seinem Loch rausmixen, und dann sehen und hören wir weiter.