Fehlfarben

?0??

Tapete/Indigo (VÖ: 14.10.)

Diskurs-Punk alter Helden, der mit dem völlig falschen Fuß aufgestanden ist.

Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden? Aufs Konto geguckt und schlechte Laune bekommen? Schon den Strick bestellt? Da geht’s Ihnen doch noch Gold! Jedenfalls verglichen mit Peter Hein. Der große Grummler der deutschen Popmusik hat auf ?0??, dem nun sechsten Album seiner Fehlfarben seit der Reunion im Jahr 1989, mit nicht weniger zu tun als dem Aussterben der Menschheit. „Was soll dieser Dreck? Wer soll das versteh’n? Wie lang soll das noch weitergeh’n?“, fragt er in „Der letzte Traum“, den er übrigens nirgends entdecken kann, und kommt zu dem Schluss: „Der Mensch stirbt aus, er hatte Pech.“

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Natürlich führt Hein im Verlauf des Albums auch aus, warum der Mensch das verdient hat: Weil er seinen bescheuerten „Stolz?“ mit sich herumträgt genauso wie seine Widersprüche, seine Bequemlichkeit und seine Inkonsequenz, weil er die Idee „Europa“ sterben lässt und an der „Innenstadtfront“ eine verdächtige Ruhe herrscht. In „Tanz auf der Straße“ oder „Ich kann es kaum erwarten“ rechnet er mit seiner eigenen Generation ab, in „Nachhaltig“ mit der aktuellen, während die Band mit schartigen Gitarrenriffs und pumpendem Beat ziemlich souverän anknüpft an die guten, alten Zeiten, als man dachte, man könne das System zum Einsturz bringen, wenn man den Verstärker nur weit genug aufdreht.

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Als Antwort auf die Misere fallen Hein aber dann entsprechend auch nur alte Slogans ein: „Mach dich auf den Weg, den keiner sonst geht“, singt er, als hätte uns der Individualismus nicht genau in die ausweglose Lage gebracht, die er beklagt.

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