Everything Is Recorded
TEMPORARY
XL/Beggars/Indigo (VÖ: 28.2.)
Niemals war Sterben schöner: Superproduzent Richard Russell beweint die Vergänglichkeit, indem er Folk mit Soul versöhnt.

Man muss bis zum vorletzten Stück warten, um endlich weinen zu dürfen. Das von Kamasi Washingtons Saxofon beiläufig mit jazziger Geschmacksfrequenz versehene „The Meadows“ endet in Fragmenten aus Grabreden und macht zweifellos klar, worum es Richard Russell auf diesem Album geht: den Tod. „Our Flesh and Blood only TEMPORARY“ hat er aufs Cover drucken lassen, umgeben vom musizierenden Personal, das auf Spielkarten sein jeweiliges Sternzeichen darstellt.
Es sind viele der üblichen Verdächtigen aus dem eigenen Hause, die der Boss des XL-Labels auf seinem dritten Everything-Is-Recorded-Album antreten lässt: Soul-Tenor Sampha etwa, Laura Groves oder sein neuestes Signing Nourished by Time, aber auch PIL-Bass-Legende Jah Wobble und die 77-jährige Maddy Prior von Steeleye Span helfen ihm, die in seinem Kopf rumschwirrende Musik zu realisieren und zugleich alle Pop-Generationen zu vereinen.
Zwölf soulgetränkte Songs mit homöopathischer FolkDosierung hat er seine sorgsam kuratierte Truppe in vierjähriger Entstehungsphase einspielen lassen, diesmal mehr melodie- als groovegetrieben. Am meisten stampft noch „Losing You“, hier weint sich Sampha mitsamt Yazz Ahmeds Trompete durch den fast schon discoartigen Groove. Zumeist hält sich elektronisches Sounddesign eher zurück und lässt den Sänger:innen viel Freiheit. Nie war Sterben schöner als in diesen jenseitswehklagenden Liedern.
Welche Alben im Februar 2025 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.