Dota
Wir rufen dich, Galaktika
Kleingeldprinzessin/Broken Silence (VÖ: 28.8.)
Der Selbstbezichtigungspop der ehemaligen Kleingeldprinzessin pflegt immer noch sein schlechtes Gewissen, aber entwickelt ungewohnte Ironie.
Wir schreiben das Jahr 1984: Die Ärzte haben einen dermaßen großen Hit mit „Paule“, der Bademeister ist und „kleine Mädchen zur Strecke“ bringt, dass noch heute ihre Website unter bademeister.com zu finden ist. Nun, 37 Jahre später, besingt Dota denselben Berufsstand unter dem Titel „Bademeister*in“: „Die Bademeisterin, sie kann alles genauso gut, es ist wie es scheint / Nur dass sie sich leider nicht so gut reimt.“
AmazonJa, so ändern sich die Zeiten, aber das Schöne ist: der Witz ist nicht verloren gegangen, Dotas Huldigung des/der Fachangestellten für Bäderbetriebe ist eine ironische Auseinandersetzung mit dem, was von rechts als „Genderwahn“ diffamiert wird, aber von der Berliner Singer/Songwriterin ganz wundervoll mit detailreichen Erinnerungen an sommerliche Schwimmbadtage verwoben wird.
Das ist dann wohl auch die besondere Qualität von Dota Kehr, die das fest eingebaute schlechte Gewissen ihrer Generation an Klimakatastrophe, Rassismus und dem ganzen anderen Scheiß einerseits ernst nimmt, aber dann doch zu brechen versteht, weil man so ja auch nicht leben kann, programmatisch vorgeführt in „Ich bin leider schuld“, in dem ein Kinderchor euphorisch versichert: „Schuld bist du nicht allein!“ Dass der Selbstbezichtigungspopder ehemaligen von ihrer Band, die nicht mehr Stadtpiraten heißen, sehr fein und vorwiegend akustisch, aber auch wenig aufregend instrumentiert wird, ist man gewohnt. Und folgerichtig, denn den Worten soll wenig im Weg stehen.