Der Electric Kool-Aid Acid Test von Tom Wolfe

Es gibt Klassiker, die so was nie hätten werden dürfen, wenn es nach denen ginge, die zur Zeit ihres Erscheinens bestimmten, was Klassiker sind. 1968 z.B., weniger Jahreszahl als Symbol, als der spätere „Bonfire Of The Vanities“-Autor und „New Journalism“-Mitbegründer Tom Wolfe dieses Buch veröffentlichte, ganz im Sinne letzteren Schlagworts eine „hysterisch-realistische“ Reportage über die chaotische USA-Rundreise der „Merry Pranksters“ um Ken Kesey, die auszogen, um mit einem Bus voller LSD, Pilzen und anderen psychedelischen Paraphernahen die Menschen, das Land und die Welt zu verändern und vor dem Untergang zu retten. Vergeblich, wie wir wissen, aber nicht ganz, denn verändert haben sie eine Menge, zumindest in einigen Köpfen, und es verändert sich auch einiges im Kopf dessen, der dieses Buch liest. Zum „New Journalism“ gehört es nicht nur, seitenweise Dialoge mitzuschneiden und (scheinbar) unredigiert wiederzugeben, sondern auch die subjektive Realität der Personen, die man beschreibt, mitzubeschreiben. Klingt trocken, aber das Ergebnis ist das Gegenteil: ein ebenso kluger wie saublöder, tiefgründiger wie schreiwitziger, haarsträubender wie historisch aufschlussreicher Bericht aus einer Welt, von der man kaum glauben mag, dass sie mal existiert hat oder zumindest in Reichweite lag. Dass Wolfe bei seinen Recherchen nicht immer nobel mit den Quellen umging (z.B. Hunter S. Thompsons Aufzeichnungen über die Pranksters), sei erwähnt, einem Klassiker kann derlei aber nicht mehr viel anhaben. Demnächst (wahrscheinlich) im Kino, aber als Buch unübertrefflich.

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