Conrad Schnitzler :: Zug

m=minimal/Kompakt

Advanced Electronics: Ein 36 Jahre alter Track des Pioniers der elektronischen Musik und seine zeitgemäßen Umdeutungen

Zu behaupten, der heute 73-jährige Conrad Schnitzler sei wichtig gewesen für die Entwicklung der elektronischen Musik, ist eine sanfte Untertreibung. Schnitzler war Schüler von Karlheinz Stockhausen und Joseph Beuys, neben Edgar Froese und Klaus Schulze Kurzzeitmitglied von Tangerine Dream (auf dem ersten Album ELECTRONIC MEDITATION) und zusammen mit Dieter Moebius und Hans Joachim Roedelius Gründungsmitglied von Kluster. Als Solokünstler hat er seit Ende der 60er-Jahre einen unüberschaubaren Output produziert, darunter unzählige private Veröffentlichungen. THE RED CASSETTE im Jahr 1974 war so eine. Davon stammt der 20-Minuten-Track „Zug“. Nimmt man den Titel als Vertonung einer Zugfahrt, stellen wir fest, dass Schnitzlers „Zug“ drei Jahre vor Kraftwerks „Trans Europa Express“ abgefahren ist. Bei Schnitzler ist der Zug kein gemächlich dahinschnaufendes Auslaufmodell aus einer vermeintlich heileren Vergangenheit, sondern ein zukunftstaugliches Verkehrsmittel, das sich mit ICE-Geschwindigkeit von A nach B bewegt. Dazwischen ein repetetiver, nach vorne drängender Rhythmus, auf dem sich Trance-Sounds und subsonische Drones ausbreiten, verschachteln und verschieben. In „Zug – Reshaphed By Pole“ entfernt sich Stefan Betke denkbar weit vom Original, zugunsten einer dubbigen Clicks-And-Cuts-Ästhetik. ZUG ist der erste Release auf dem neuen Label m=minimal von Christian Borngräber und Jens Strüver. Die beiden Labelmacher haben ihre Neubearbeitung des Tracks („Borngräber & Strüver Remix“) dem künstlerischen Anspruch des Remixes als Mittel zur Dekonstruktion verpflichtet. Er nutzt den Rahmen des Originals, füllt diesen aber mit anderen Inhalten aus.

www.m-minimal.com