Cold Specks

Fool’s Paradise

Arts&Crafts

Feminismus versöhnlich: Mini­malistischer Electrosoul als neuer Soundtrack der Selbst­ermächtigung.

Die somalische Königin Araweelo, eine zwischen Mythologie und historischen Fakten schwebende Figur, soll eine mächtige Herrscherin in der an mächtigen Frauen nicht eben reichen Weltgeschichte gewesen sein.

Aber auch: eine grausame Despotin, die ihre männlichen Rivalen angeblich kastrieren ließ. Was hat es nun zu bedeuten, wenn Ladan Hussein alias Cold Specks jene Araweelo im Song „Fool’s Paradise“ anruft wie eine Schutzgöttin?

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Erklärungsversuch: Hussein, geboren und aufgewachsen in Kanada, hat sich in den vergangenen Jahren hineingegraben in die Geschichte ihrer aus Somalia stammenden Familie. Was sie dabei zutage förderte, ist nicht nur die Lust auf Identitätspolitik, sondern auch ein purer Sound, der sich auf ihrer neuen Platte FOOL’S PARADISE manifestiert.

Beschwor Ladan Hussein einst die dunkle Magie von PJ Harvey, sogar Zuchtmeister Michael Gira von den Swans brummte ein paar tieffrequente Zeilen auf ihrem 2014er Album NEUROPLASTICITY – scheinen ihre Doom-Soul-Tage endgültig gezählt: Der meditative, meist nur von Handclaps, Trap-Beats oder anderen soften Irritationen in Schwingung versetzte Sound auf FOOL’S PARADISE eröffnet eine Art musikalischen White Cube, in dem Ladan Hussein ihre Stimme ausstellt wie eine Kostbarkeit.

Das Ergebnis dieses Reduktionsprozesses ist elektronischer Soul-Pop, in dem man sich spiegeln mag wie in der Wasseroberfläche. Eine Schutzgöttin, so gefährlich sie schillern möge, hat diese Könnerin nicht nötig.