Bryan Ferry :: The Best Of Bryan Ferry

Pop, Rock: Das Beste aus den Solojahren des mondänen Lebemannes

Normalerweise gestaltet sich die Reihenfolge ja anders: Erst nachdem sie ihren Höhepunkt überschritten haben, beginnen die Mitglieder einer erfolgreichen Band ihre Solokarriere. Bei Roxy Music tickten die Uhren von Anbeginn an anders. Sänger Bryan Ferry fühlte sich seinem Ruf als mondäner Lebemann verpflichtet. Parallel zum zweiten Roxy-Music-Album FOR YOUR PLEASURE legte der Dandy 1973 mit THESE KOOLISH THINGS, eine geschmackvolle Kollektion eigenwilliger Coverversionen, sein erstes Soloalbum vor. Das war der Beginn seiner Zweitkarriere, die Ferry seither fortführte, ganz gleich ob Roxy Music sich mal wieder trennten oder wiedervereinten.

Relativ lückenlos lotsen die 21 zumeist als Singles veröffentlichten Tracks auf THE BEST OF BRYAN FERRY durch die Dekaden. Ironischerweise unterscheidet sich der Solokünstler Bryan Ferry nicht eklatant vom Roxy-Music-Gruppenmitglied. Seine Versionen von Bob Dylans „A Hard Rains A-Gonna Fall“ und Ramsey Lewis‘ „The In-Crowd“ wären auch auf den ersten Alben von Roxy Music vorstellbar gewesen. Den Ehrgeiz zur eigenen Handschrift im Solowerk entwickelte der ehemalige Kunstlehrer erst mit „This Is Tomorrow“ und „Tokyo Joe“ Mitte der 70er-Jahre, als Roxy Music zeitweilig pausierten. Nach rund einem Jahrzehnt als Trendsetter ohne nennenswerte Verkaufserfolge mutierten sowohl Roxy Music als auch Bryan Ferry in den vom digitalen Pomp und gleichgeschalteten Mainstream dominierten 80ern zu Ikonen der Yuppie-Kaste. In den Jahren nach der Trennung von Roxy Music ab 1982 lieferte Ferry mit „Slave To Love“, „Don’t Stop The Dance“ und „Kiss And Tell“ gepflegt geklonte Langeweile für das High-End-Equipment der markenbewussten Yuppies aus den Vorstandsetagen.

Zumindest ansatzweise zu alter Form fand Ferry erst nach der Jahrtausendwende zurück, als er erneut Bob Dylan coverte – auf dem 2007er-Album DYLANESQUE. Eine beiliegende DVD illustriert mit 25 Videoclips den optischen Werdegang des stets wie aus dem Ei gepellten Beaus. Auf zweien wirkt als Darstellerin auch Ferrys damalige Dauerfreundin Jerry Hall mit, die ihn dann schmählich für Mick Jagger sitzen ließ.