Betterov
Olympia
Island/Universal (VÖ: 14.10.)
Der Ex-Schauspielstudent gießt Weltschmerz in leidenschaftlichmelancholischen Indie-Rock.
Betterov fremdelt mit seinem „merkwürdigen Leben“ und „den Leuten“, die ihn umgeben. Es ist ein Gefühl des Außenvorseins, des Nichtdazugehörens, das den 28-jährigen Sänger und Schauspieler auf seinem musikalisch zwischen Indie-Rock und Postpunk angesiedelten Debütalbum OLYMPIA beschäftigt.
AmazonEin Gemütszustand, der wohl den meisten von uns bekannt, aber bei wenigen so ausgeprägt sein dürfte wie bei Betterov, der nicht einmal mit sich selbst vertraut zu sein scheint: „Ich sehe mich auf Bildern, aber ich kann mich nicht erinnern.“ Von diesem Gefühl ausgehend, singt Betterov von betrunken-sentimentalen Taxifahrten nach Hause, dem Hadern mit dem anonymen Leben in der Metropole und – natürlich – der Sehnsucht nach der großen Liebe.
Eine große, emotional aufwühlende Freude
Musikalisches Markenzeichen: Die an prominenten Stellen platzierten, wütend-melancholischen Gitarren- Riffs, die Betterovs facettenreiche, raue und gelegentlich angenehm brüchige Stimme zu größter emotionaler Intensität verhelfen. Par excellence gelingt das auf dem zunächst gemächlich beginnenden Trennungssong „Urlaub am Abgrund“, der sich aber über fünf Minuten beständig steigert, bis sich das Ich in höchster Ekstase von seiner gescheiterten Liebesbeziehung freimacht.
Nicht so recht verfangen will dagegen das OLYMPIA-Motiv des Albums, das von einem Eröffnungsfeier-Intro und einem Siegerehrungs-Outro aufgegriffen wird, aber auf den meisten Songs keine Rolle spielt. Nichtsdestotrotz bleibt es eine große, emotional aufwühlende Freude, Betterovs Weltschmerz zu lauschen.