Beirut

March Of The Zapotec Real People

The Wunderkind is back. Nach der Absage der Europa-Tournee 2008, deren Umfang Zach Condon offensichtlich überforderte (und die er flugs durch eine Marokko-Reise mit seiner Freundin ersetzte) erscheint nun nicht das lang erwartete neue Beirut- Album, auf des Künstlers eigenem Pompeii Records Label. Es sind sogar zwei Alben auf einen Streich, die vorher als EPs veröffentlicht wurden; MARCH OF THE ZAPOTEC ist eine weitere Exkursion der furiosen Brassband Beirut in die Sehnsuchts- Regionen ihrer Wahl (diesmal: Oaxaca/Mexiko), hinter dem Titel HOLLAND verbirgt sich Condons Bedroom-Projekt Real People, das nun seinen Geheimstatus verliert und dem Sammelbildchen des Musikers noch einmal ein paar Facts und neue Facetten schenkt.Die ZAPOTEC-Aufnahmen entstanden mit der fast 20-köpfigen Jimenez Band aus dem mexikanischen Weber-Dorf Teotitlan del Valle. Wir scheinen vertrautes Beirut-Terrain zu betreten mit den massiv kreisenden Bläsersätzen und dem melancholischen Singsang Condons, der Erinnerungen an leicht vergilbte Postkarten aus „Nantes“, „Cherbourg“, „Brandenburg“ oder dem „Rhineland“ weckt. Die Neuigkeiten lauern in den Details. „The Akara“ beginnt, als hätte man Zach Condon die letzte Messe gelesen. Wird das ein „Funeral March“ etwa? Ein Schalmaienstück in der Tradition von Robert Wyatt? Doch dann steigt Condon auf der Ukulele ein und die Band legt einen lockeren Latin-Groove hin, die Trompeten düsen elegant um die Gesangmelodie. Für das kurze Instrumental „On A Bayonet“ hat Condon Chris Taylor von Grizzly Bear engagiert, den Walzer „The Shrew“ widmet er einer verlorenen Liebe, die Band wird zum Pathos-Orchester, mitsamt Akkordeon, Streichern, Bläsern und Percussion.REAL PEOPLE: HOLLAND ist dagegen komplett zu Hause entstanden und klingt weniger wie eine Zach-Condon-Platte als ein frühes Stephin-Merritt-Album, was ja auch keine schlechte Sache ist. In diesem Kontext nur etwas ungewohnt. Als Synthie-Popper auf den Spuren der unzerstörbaren 80er („My Night With The Prostitute From Marseille“, „My Wife, Lost In The Wild“) eröffnet Condon uns eine andere, epischere Seite seiner Persönlichkeit. Zum Finale dann eine oldschoolige House-Party mit Computerbeats – Zach Condon lässt seine Melancholie fünfeinhalb Minuten tanzen. Und auch dazu dürfen wir das Köpfchen noch ganz sehnsüchtig wippen.

Frank Sawatzki – 27.02.2009

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