agajon
nag champa
Kabul Fire (VÖ: 2.9.)
Deutscher Neo-Soul mit kosmopolitischen Ambitionen.
In einer Arte-Doku feiert sich Producer agajon für seinen gar nicht deutschen Sound. Drei Jahre nach der Durchbruchs-EP beweist sein Debütalbum NAG CHAMPA tatsächlich, wie amerikanisch er die Parliament-Synthesizer über soulige Produktionen walzen kann. Das nach Räucherstäbchen benannte Tape ist ein Mood-Manifest, eine Verbeugung vor der Westküsten- Sonne, vor Anderson. Paak oder Kaytranada.
Aber so geschmackvoll er seine Referenzen auch nutzt, könnte man nicht gleich die Originale hören? Und die Antwort lautet: jein. NAG CHAMPA hat schon etwas von einem sehr geschmackvollen Lo-Fi-Beats-Stream, der ebenso kompetent wie harmlos durch den Hintergrund dudelt. Zum Glück halten ein paar Highlights dagegen, die aktives Zuhören einfordern. Der super-atmosphärische Banger „Trust Yourself“ kombiniert Gospel-Samples mit Vocoder-Schnipseln und drängendem Bass.
Oder die hammerguten R’n’B-Parts von Rapperin Layla, die auf Englisch zu hören ist. In diesen Momenten zeigt sich handwerkliches Talent, das in Songwriting und Stimmung weit über Chill-out-Playlisten hinausreicht. agajon kann es eben schon, die Heldenverehrung, die atmosphärisch und vielseitig genug ist, dass man sie tatsächlich statt als Imitation als Konkurrenzprodukt bezeichnen darf. Und das sieht man in Deutschland ja nicht alle Tage.
Autor: Yannik Gölz