Radiohead…
... und viele andere nette Leute beim Southside Festival in Tutttingen/Neuhausen o.E. Sowie ein paar Bratwurstbands.
Erkenntnis auf die alten Tage: Ein Festival mit 100%-Traum-Line-up ist gar nicht so wünschenswert. Festivals brauchen langweilige Bands, weil man zwischendurch ja mal Bratwürste grillen muss. Millencolin etwa sind immer für eine Wurst gut. Oder Live, diese unglaublichen Immer-Dabeis des Festival-Zirkus. Booooring! Wurst rein. Radiohead gleich am ersten von drei Abenden zu haben ist wie die Szene im „Stadtneurotiker“, wenn Woody Allen Diane Keaton beim ersten Date vorschlägt, sie sollten sich jetzt gleich küssen, damit die Spannung raus ist und es ein entspannter Abend werden kann: Man hat sich nachmittags mit Brendan Benson und Grandaddy angefüttert (beides sehr charmante Konzerte, bei denen man erfrischenderweise leibhaftige Teenager mitsingen und ausflippen sieht), zu Underworlds zwingenden Beats den Hintern warm geschüttelt, dann der frühe Höhepunkt des Festes. Wen man später auch fragt: Radioheads in Bann schlagende zwei Stunden vor irisierender Licht-Installation rangieren in den Festival-Top-5 konkurrenzlos auf eins. Eben angenehm, einer Band zuzusehen, bei der man auf keinen auch nur halbwegs langweiligen Song oder Moment gefasst sein muss. Ein Wunder. So schön, sie zu haben. Post-Bratwurst-Auftakt Samstag: Nada Surf sind zum Knuddeln und freuen sich, dass sie vom Stage-Manager gebeten werden, länger zu spielen. Console und Röyk-sopp elektropoppen grinsende Massen. Am Abend ist man grausam hin- und hergerissen zwischen Beth Gibbons und Coldplay – Letztere sind dann doch die nahe liegendere Band für den großen Mondschein-Gig. Chris Martin (der backstage Besuch von Gwyneth Paltrow hat; Sen!sa!tion!) spielt auch ein paar neue, rockig-eckigere Songs. Dann eilt alles zum Late-Night-Abheben im Zelt mit Sigur Rós. Bleche fliegen weg. Am Sonntag tolle Supergrass, die aber wieder ihre neuen Singles nicht spielen (hallo?). Dann wird getanzt, ihr Säcke. The Roots enttäuschen etwas mit Dünnsound und viel Gegniedel. Aber wer bei den mighty Seeed dann nicht tanzt wie der Lump am Stecken, ist wohl gar nicht auf dem Festival. Der großartige Abschluss: Massive Attacks ehrfurchtseinflößende „100th Window“-Show inklusive nett unfreiwilligem Humor-Element, wenn in der Multimedia-Show zwischen all den polit-brisanten Infos immer wieder das lustige Wort „Tuttlingen“ auf der Leinwand aufscheint. Was für ein schönes Fest. Und zwischendurch immer warm gegessen. Danke.