Raus aus den Kellern, rauf auf die Bühnen! Die Radio Dead Ones aus der Punk-Hauptstadt Berlin haben ihr Debütalbum fertig und gehen auf Europatour. Eine Empfehlung von ME-Leserin Christina Freko.
Deutschlands (un)heimliche Punk-Hauptstadt Berlin hat aus den Untiefen der Clubs und Proberäume nach der Gottheit BelaFarinRod und den Beatbouletten eine neue Perle an Land gespült: die Radio Dead Ones. Die Gang of Five, die 2003 als Quartett startete, setzt sich aus Beverly Crime (Gesang), Rick Oldman (Gitarre & Backings), Andru Bourbon (Bass), Sonny (der 2007 an der Gitarre mit ins Boot kam) und TV Moerk (Schlagzeug) zusammen. Und eines sei gesagt: die wilde Bande hat sich mit Haut und Haaren dem Punk verschrieben. Da paart sich Rancid-infiltrierter Sound mit 2,5 min-Krachern im Affen- tempo der frühen Ramones, stilvoll untermalt von einer Stimme, die nach minimum fünf Buddeln Whiskey zum Ölen und hohem Salbeibedarf klingt.Seit März steht nun endlich das Debütalbum, schlicht RADIO DEAD ONES getauft, im gut sortierten Plattenladen. Waren die sechs EPs, die die Band seit 2003 unters Volk gebracht hat, noch ausnahmslos und prinzipiell auf Vinyl zu haben, gibt es das Debüt nebst einer auf 500 Stück limitierten Vinylauflage erstmals auch als Silberling. Erschienen ist das Ganze beim Kreuzberger Label Core Tex Records, das sich auf Punk und Hardcore spezialisiert hat und außer dem Label auch einen äußerst empfehlenswerten kleinen Plattenladen betreibt.Die Songs handeln im Großen und Ganzen von den Tücken und Notwendigkeiten der menschlichen Existenz. Da gibt es den „Late Man“, der sein Dasein in einer tristen Reihenhaussiedlung inklusive monotonem 08/15-Job fristet. Oder ein Plädoyer für mehr Individualismus in unserer von vermeintlichen Stilikonen und Konsumstress beeinflussten Welt („Bootlegger Nation“, „New Religion“).Derzeit sind die Jungs im Vorprogramm von Agnostic Front und Dropkick Murphys querbeet durch Europa auf Tour. Wenn die fünf also im Lieblingsclub um die Ecke zum Pogo aufspielen, sollte man die Gelegenheit nutzen und sich in den Moshpit stürzen.
Christina Freko – 22.08.2008
