R.E.M.


Da waren sie nun. Endlich. R.E.M. auf Deutschlandtour. Nach der desaströsten ’95er Konzertreise, die die Band aus Athens, Georgia, wegen diverser krankheitsbedingter Ausfälle zunächst zu einigen Konzertabsagen und schließlich zum Abbruch der gesamten Tour zwang. R.E.M. 1999 live, das war ein Comeback und dann doch wieder nicht. Sänger Michael Stipe, Gitarrist Peter Bück, Bassist Mike Mills und ihre Mi(e)tmusiker zogen keine selbstgerechte. Las Vegas-gestylte Greatest Hits-Show ab, die der Konzertgänger sonst oft von Rock-Dinosauriern der R.E.M.Liga vorgesetzt bekommt. Die Band gab aber auch keine lieblosen wir-promoten-schnell-mal-unser-neues-Album-Konzerte. Die Performance von R.E.M. war irgend etwas dazwischen. Das lebendige musikalische Statement einer Band, die es sich nach einer fast 20jährigen Karriere in der Grauzone zwischen Massenakzeptanz und Glaubwürdigkeit gemütlich gemacht hat, sich dort spürbar wohl fühlt und partout nicht mehr weg will. Natürlich spielten R.E.M. ihre Hits, die kommerziellen wie die heimlichen -„Losing My Religion“, „The One I Love“,“It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)“ die Musiker blätterten aber auch ganz bewusst in den bereits angegilbten Seiten ihres eigenen Backkatalogs und förderten dabei Stücke aus einer Zeit zu Tage, in denen sie hierzulande gerade mal vor 300 Zuschauern spielten. Songs, „older than time“, wie der Südstaatler Michael Stipe nicht müde wurde zu betonen, oder wie die Bewohner des südlichsten deutschen Bundeslandes sagen würden: „Lieder, älter als der Wendelstein“. Die Performance explodierte förmlich vor, ähem, „Spielfreude“. Michael Stipe gab den exaltierten, aber freundlichen Frontmann, der schon mal auf Zwischenrufe aus dem Publikum reagierte und manchmal gar einen Songwunsch erfüllte. Gitarrist Peter Bück und Bassist Mike Mills gaben eine gutgelaunte Vorstellung, so als stünden sie gerade erst seit ein paar Wochen gemeinsam auf einer Bühne. Diese war niedlich anzusehen, gab sie doch durch allerlei blinkende Neon-Symbole und Leuchtschriften ein ständig verändertes Bild ab, gleichsam eine Metapher für das Selbstverständnis von Michael Stipe und seinen Kollegen: wandlungsfähig und bunt, aber nicht dem Prinzip des „schneller-höher-weiter“ anderer Stadionrocker verpflichtet.