R.E.M.


„Ich könnte mich selbst ohrfeigen: Kaum bin ich ausgestiegen, spielen die Jungs ihr bestes Album ein“, ärgerte sich der ausgestiegene Drummer Bill Berry. Über das phänomenale „Up“ freuten sich zwar die Fans – umso größer war der Unmut, als Mangement und Band unisono erklärten, daß es definitiv keine R.E.M.-Tournee geben werde.“Keine Chance, schminkt euch das ab“. Daß kein Massenpublikum das Album an die Spitzen der Charts katapultierte, ließ die Front schon wenige Monate nach der resoluten Absage bröckeln. Ein bißchen Promotion könne nicht schaden, befand man nun im R.E.M.-Hauptquartier und streute ein paar exklusive Rundfunk- und Fernsehgigs rund um den Globus. Wer die zum Trio geschrumpfte Supergroup in intimer Clubatmosphäre erleben durfte, der wurde von enormer Spielfreude überrascht. Ihr wiedererwachter Enthusiasmus überraschte wohl Stipe, Mills & Bück selbst am meisten. Einmal Blut geleckt, buchten R.E.M. gleich sieben Open Air-Termine in Deutschland. Und als ob das nicht schon sensationell genug wäre, stellten sich R.E.M. das intelligenteste und daher sensationellste Vorprogramm des Sommers zusammen (Details siehe Tourkasten oben): Wilco, Suede, Catatonia und, ähem, Wolfsheim. Letztere fanden durch ihre elektronische Atmosphäre Gefallen bei R.E.M., die es ja auch auf „Up“ kräftig zirpen und flirren ließen. Und dann sind da Wilco, deren aktuelle Platte von Kritikern als das „White Album“ des Folk gepriesen wird.“Summerteeth“ glänzt durch flockige Melodien, epische Wucht und lyrische Tiefe – beste Vorraussetzungen für das Flagschiff des „Americana“, seine Tugenden live vorzustellen. Tugenden mithin, die auch R.E.M. zu eigen sind. Von ähnlichem Kaliber sind auch die britischen Schmockrocker Suede. Die Frontmann-Qualitäten der charismatischen Britpop-Legende Brett Anderson stehen ohnehin außer Zweifel, vor allem das glänzende Album „Head Music“ dürfte mit konsequentem Glampop ganz nach Michael Stipes Geschmack sein. Die walisischen Senkrechtstarter Catatonia um Chanteuse Cerys Matthews runden das Programm aufs Vortrefflichste ab. Fehlt eigentlich nur noch mildes Wetter und wildes Publikum – für einen Open Air-Sommer, der in die Geschichte eingehen könnte.