Prodigy


Der ‚Geheimtip der Techno-Szene‘ entpuppt sich als Massenphänomen. The Prodigy, die zur Zeit mit ihrer ‚Music For The Jilted Generation‘ die Charts ganz Europas bevölkern, bitten zum Tanz, zum ‚rave for the jilted generation‘, um genau zu sein. Live-DJs heizen der vergnügungssüchtigen Masse in Berlins Techno-Tempel mit Schätzen aus dem Vinylschrank ein. Keine Spur von Lethargie, wie man sie sonst bei Vorgruppen erlebt. Pausenloses Hüpfen zur, zugegeben einfallslosen Klangkonserve des Opening-Acts Komakino ist Trumpf. Die Fans haben eh nur eines im Sinn, satte Bässe und allerlei Keyboardgezirpe. Gegen Mitternacht endlich die Hauptattraktion – The Prodigy nehmen Aufstellung. Chef und Instrumentalist Liam Howlett thront hoch auf einem Podest, einen Meter tiefer toben drei Mitstreiter um die Wette. Besondere Aufmerksamkeit verdienen sich bei der Gelegenheit der baumlange Veitstänzer Learoy mit gewagten Zickzack-Figuren und Rapper Maxim in seinem dunklem Fantasy-Kostüm. The Prodigy geben sich nicht mit dumpfen Schlägen und hypnotischen Synthispiralen zufrieden. Ihr Horizont reicht hörbar weiter, vor allem bei der dreiteiligen ‚Narcotic Suite‘ mit untrüglichen Referenzen an die Klassik. Ab er auch Rock-Elemente fehlen nicht. Wenn schon Monotonie dann soll sie zumindest reizvoll sein, und so streut Howlett immer wieder Gitarrenriffs, Ragga-Spuren, HipHop-Futter und Dub-Grooves in die Songs. Dieses wohltuend breite Spektrum überfordert offensichtlich manche Raver im Saal. Sie haben den Überblick längst verloren und quittieren die Performance mit Desinteresse. Dabei geben sich Howlett & Co große Mühe, gegen die Engstirnigkeit des Techno-Purismus anzuspielen.