Portugal.The Man


Bring The Noise: Die Songs der Band aus Alaska sind live nur grobe Anhaltspunkte für bewusstseinserweiternde Prog- und Hippie-Jams.

Es ist erstaunlich, wie viel Druck eine Band entwickeln kann, die ihrem Publikum konstant die kalte Schulter zeigt. Portugal. The Man machen einem den Einstieg in ihre bizarre, komplizierte Welt nicht leicht-sie bieten keine Show im klassischen Sinne, Kommunikation beschränkt sich auf das erforderliche Mindestmaß (lediglich in den wenigen Momenten, in denen sich die Band um ihren Schlagzeuger versammelt, scheint wenigstens auf der Bühne nonverbaler Austausch stattzufinden) und die Haltung der Musiker ist alles andere als einladend: Während der Bassist und zweite Sänger Zachary Scott Carothers dem Publikum wenigstens halbherzig zugewandt war, spielte und sang Frontmann und Leadgitarrist John Baldwin Courley seine schwierigen Parts – halb verschluckt von einer bis zur Nase herabgezogenen Ballonmütze – an einer dunklen Stelle in Richtung Bühnenhintergrund. So befremdlich der Anblick einer Band war, die sich weder für sich selbst noch für das Publikum zu interessieren schien, so schnell war er vergessen.

Irgendwo zwischen den Monsterriffs im 13/8tel-Takt und so verboten betonten 4/4teln, dass man beim Bis-Vier-zählen schon ins Straucheln geriet, verabschiedete sich das logische Denkvermögen sowieso. Man musste sich fallen lassen, um die brachialen Bluesrock-Improvisationen, die Prog-Explosionen und gelegentlichen Hippie-Jams zu begreifen – wer ungeduldig auf eine originalgetreue Umsetzung der wunderbaren Songs des aktuellen Albums Church Mouth wartete, wurde enttäuscht. Dass John Gourley seine Band (erweitert um einen Tourgitarrist, -keyboarder und -percussionist) bei fast jeder Nummer nach ein, zwei Strophen, die er körperlich fast bewegungslos aber stimmlich durchaus akrobatisch (Andrew-Stockdale-Vibratol, Robert-Plant-Falsetto!) vortrug, direkt in ein ausgedehntes, ekstatisches Instrumental führte, haben wir übrigens den hohen Ansprüchen des deutschen Publikums zu verdanken:“Sei unserer ersten Deutschlandtour hatten wir eine etwa 40- bis 45-minütige Show einstudiert – so lange spielen Bands ungefähr in den USA“, erzählte Zachary in einem Interview kürzlich. „Bei unserem ersten Konzert hier wurde uns klar, dass von uns erwartet wird, eineinhalb Stunden zu spielen. Also mussten wir die Songs ziemlich in die Länge ziehen.“

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