‚Porno mit Kylie


Das 'Big Day Out' im australischen Sydney mausert sich zum wichtigsten Festival südlich des Äquators hier gibt sich alles das Mikro in die Hand, was derzeit gut im Rennen liegt. Diesmal u. a. mit dabei: Rage Against The Machine und Porno For Pyros. Und natürlich ME/SOUNDS sowie Fotoreporterin Kylie M.

Letztes Jahr wackelte Kylie Minogue noch als Zaungast zu den Klängen von The Cult mit dem Hintern. Diesmal trat die kleine Sängerin sogar ans Mikrophon: Nick Cave holte sie für das begeistert gefeierte Duett ‚Where The Wild Roses Grow‘ auf die Bühne. Ansonsten turnte die Aussie-Popperin mit ihrer Kamera übers Gelände – mit dem Eifer eines Fotoreporters knipste Kylie alles, was nicht bei Drei auf dem Baum saß. Etwa während des furiosen Auftritts von Rage Against The Machine, als es vor der Bühne reihenweise Gesichter voll exstatischer Begeisterung auf Film zu bannen gab: Die Jungs um Sänger Zack De La Rocha waren klare Punktsieger des Festivals. Selbst im grellen Nachmittagssonnenschein, als Anheizer für die Headliner Porno For Pyros, brauchten RATM keine Konkurrenz zu fürchten. Sie hämmerten durch ihren 45-minütigen Set und begannen mit ‚Know Your Enemy‘, gefolgt von ‚Bombtrack‘, ‚Bullet In The Head‘ und ‚Killing In The Name‘ sowie offenbar frischem Material wie ‚Tire Me‘ und ‚Revolver‘, das vermutlich auf ihrem am 15. April erscheinenden zweiten Album mit dem Arbeitstitel ‚Evil Empire‘ vertreten sein dürfte. Die explosive Mischung aus fast religiöser Inbrunst, harten Metal-Klängen, beinahe Hendrix-würdiger Gitarrenarbeit und direkt ins physische Lustzentrum treffender Rhythmusgruppe brachte das Publikum so sehr in Stimmung, daß Chef-Pyro Perry Farrell wohl mächtig die Düse gegangen sein dürfte.

Stand Farrell bei Jane’s Addiction noch im Zentrum eines Malstroms aus psychotisch-hypnotischem Acid-Rock, der bis zum heutigen Tag seinesgleichen sucht, so hat er mit seiner aktuellen Band Porno For Pyros das spirituelle Thermometer noch ein paar Grad höher geschraubt – ihrem Headliner-Status wurden Farrell und seine Kapelle souverän gerecht. Kylie bekam den Lollapalooza-Vater als eine Art Cyberspace-Eivis während seiner Las Vegas-Ära vor die Linse, und ex-Minuteman Mike Watt spielt den Bass in einer des Meisters wahrhaft würdigen Band. Das Publikum, gerade noch im RATM-Taumel, behandelte Farrell und seine Jungs wie Heilige. Und die dankten es ihm, indem sie das ‚Big Day Out‘-Festival mit einem funkelnden Cosmic-Folk-Soul-Feuerwerk ausklingen ließen.

Das Restprogramm pendelte zwischen Gar-nicht-mal-übel Lind absoluter Spitze: Die Newcomer von Silverchair gaben eine für ihr Alter erstaunlich gelassene Talentprpbe, David Yow von The Jesus Lizards behielt ausnahmsweise die Hosen an (schade für Kylie) und ließ eine seiner beliebten Verbaltiraden vom Stapel, während seine Band dem Jeans- und-Leder-Lager die volle Metal-Dröhnung gab. Rancid, die das Punk-Element vertraten, landeten den erwarteten Publikumserfolg – in genau dem Pavillion, wo in grauer Vorzeit die Rolling Stones unter Mitwirkung von Brian Jones auftraten. Und Darling Evan Dando war auch wieder dabei. Eindrucksvoll: Tricky und The Boiler Room. Der Mann lieferte die gesamte Bandbreite aus dreißig Jahren Black Music und bewies sich als Speerspitze der schwarzen Musikkultur. Kylie legte prompt die Kamera zur Seite und tanzte zur schlüssigen Mixtur aus Motown, Def Jam, Paisley Park, Triphop und Trenchtown.

Die britische Mädchenband Elastica riß musikalisch keine Bäume aus – was die johlenden männlichen Fans aber nicht weiter störte. Dabei konnten die Aussie-Machos Sängerin Justines ausgiebige Streckübungen hinter der Bühne gar nicht sehen. Dieses exklusive Vergnügen blieb einigen Roadies sowie ME/Sounds vorbehalten – und der knipsenden Kylie.