Airbourne-Sänger Joel O'Keefee erstieg obligatorisch den Seitenturm der Centerstage. Ellie Gouldings Clubpopmusik besteht den Festivaltest.
Einmal jährlich muss es ja jemand bei Rock am Ring tun. Am diesjährigen Freitag war es Joel O’Keefee. Der Airbourne-Sänger erklomm am Nachmittag beim Auftritt seiner Band den Seitenturm der Centerstage. Scheinbar ohne Sicherheitsseil stieg er in luftige Höhen, wo er, mit beiden Beinen im Turmgitter eingeklemmt, freihändig weiter in die Seiten drosch. Ob seine Versicherung für den Schaden aufgekommen wäre, für den Fall, dass er plötzlich …. ? Das sind Fragen, die sich eine Metalband, oder sagen wir zumindest O’Keefee, nicht stellt.Nach einigen Minuten kletterte er, die baumelnde Gitarre auf den Rücken gerückt, wieder nach unten. Jeder Schritt war deshalb vom Geräusch der leeren Saiten der Gitarre begleitet, die auf seinen Rücken schlug. Ein dissonanter, herrlicher Klang. Wie Rock beim Bergsteigen. Airbournes Auftritt war der erste Höhepunkt des Festivals.Deutschpop, Clubpop, Pop-Pop. Bis zum Abend bot die Alternastage von Rock am Ring zwar ein eher homogenes, dennoch aber auch zwiespältiges Programm. Fertig, Los! etwa. Sie spielen seit einigen Jahren zusammen, sie sind sympathische Mittzwanziger, ihr aktuelles Album „Pläne für die Zukunft“ soll den Durchbruch bringen. Fertig, Los! wirken aber deutlich jünger – und ihre Musik auch. Ihre Musik funktioniert auf einer kleinen Berliner Discobühne sicher gut. Am Nachmittag, bei strahlendem Sonneschein, auf weitem Gelände – gegen irgendwas sang die Band heute an. Es war nur nicht ganz klar, gegen was.Ein anderes Bild bei Ellie Goulding. Das britische Popsternchen, in ihrer britischen Heimat ganz hoch gehandelt, hat gezeigt, dass in ihr ein echter Star stecken könnte. Ihre streng genommen doch eher Retro- oder Clubop-orientierte Musik braucht normalerweise Discokugeln, Leinwände mit psychedelischen Filmen, auf jeden Fall viele bunte Lichter und etwas, das irgendwie dazu glitzert. Die Sonne aber tat Goulding heute einen Gefallen. Die Songs ihres Debütalbums „Light“ wirkten noch in der Ferne wie kleine, strahlende, schöne Laser. Genau das Richtige für einen sonnigen Freitag nachmittag. Guter Auftritt.
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