Konzertbericht

Pop Punk Holiday – Simple Plan live in Berlin


Die kanadischen Pop-Punk-Giganten feierten in der Berliner Columbiahalle eine Party der Extraklasse.

Pop Punk ist populärer denn je und auch wenn wenig neue Bands aus dem oft belächelten Genre nachrücken, so richten es doch die alten Meister, die unermüdlich auf ausgedehnten Touren dafür sorgen, dass sich auch neuere Generationen fragen: „What’s my age again?“ Eine interessante Entwicklung, so sind doch die neugewonnenen Hörer:innen meist jünger, als die ersten Veröffentlichungen der mittlerweile in den Vierzigern angekommenen Bands. Dass die „alten Herren“ aber nichts an Spielfreude und Charme eingebüßt haben, zeigen nicht nur ausverkaufte Shows von Blink-182 oder Sum 41, sondern auch der nicht abreißende Hype um Emobands wie Fall Out Boy. Nun sind die kanadischen Simple Plan mit ihrer Nostalgietour an der Reihe und setzen in der nahezu ausverkauften Columbiahalle ein klares Statement für das Genre.

Beachparty mitten im Winter

„Wir kommen aus Kanada, wir sind Kälte gewohnt. Aber viel lieber wären wir mit euch jetzt am Strand!“, ruft Frontmann Pierre Bouvier seinem verschwitzten Publikum entgegen, bevor ein knappes Dutzend Beachbälle der Menge zum Spielen überlassen wird. Zu diesem Zeitpunkt läuft das Konzert der sympathischen Musiker bereits eine gute halbe Stunde. Die Kanadier machen keine Gefangenen und haben mit ihrer Mischung aus High Energy und Tophits ihre Fans bereits ab dem Opener „I’d do anything“ im Griff. Auf der spartanisch eingerichteten Bühne wirbeln die vier Musiker wie Derwische herum, hüpfen, rennen, springen und haben sichtlich Spaß an ihrem Job. Diese ausgelassene Stimmung überträgt sich instantan auf die Besucher:innen und verwandelt die Venue in eine große Pause. Wo sind die Milchtüten? Keine Ahnung, heute Abend setzt man lieber auf laktosefreies Bier.

Ein Vierteljahrhundert Hits

25 Jahre sind seit ihrer Gründung vergangen und Simple Plans Hitcounter kann sich sehen lassen. Auch in Berlin birgt die Setlist wenig Überraschungen, sondern: „No filler, just killer“. Von „Your love is a lie“ über „Jump“ bis hin zu „Welcome to my life” und “I’m just a kid” decken die Kanadier alles ab, was das Fanherz begehrt. Im Übrigen können sich die Hardcore Anhänger für einen fairen Obulus noch zusätzliche VIP Packages gönnen. Für 210€ darf man während des Konzerts am Bühnenrand stehen, für 175€ mit der Band nach der Show bei der sogenannten „Pizza Party“ die leckere italienische Köstlichkeit genießen und eine Soundcheck Option gibt es auch noch. Ist das noch Punkrock? Der eine sagt so, der andere so.

Sternenhimmel für Simple Plan

Simple Plan haben Bock auf ihre Musik und auf ihre Fans. Die Interaktion mit dem Publikum ist stetig, herzlich und offen. Ob nun einer Besucherin zum Geburtstag gratuliert wird, Drummer Chuck Comeau zum Crowdsurfen in die Menge springt oder zum Abschlussfoto einige Personen aus dem Publikum auf die Bühne dürfen – das macht Spaß und kommt an. Aber auch die leisen Töne beherrschen Simple Plan. „Perfect“ oder der namenlose Akustiksong zeigen, dass hinter all dem Spaß und Bällebad und Geschäker auch Tiefgang schlummert. Passend zu den Balladen schwenken die Zuschauer:innen ihre Handytaschenlampen im Takt. Ein Sternenhimmel für Simple Plan.