Plattenläden in Berlin: Wo Ihr schrullige Ladenbesitzer und versteckte Vinyl-Höhlen findet
Wir zeigen Euch drei versteckte Plattenläden, bei denen Ihr auf jeden Fall mal durch die Kisten kramen solltet.
Jeden Song, jede komplette Diskografie eines jeden Künstlers jederzeit und überall digital verfügbar haben, wird vielen Musikhörern langsam langweilig. Zurück ist die Schallplatte. Plattenläden geben wenig bis nichts auf Spotify & Co. und haben sich meistens gegen die CD verschworen. Welche drei Läden Ihr auf der Suche nach dem schwarzen Gold, das Euch nachts im Traum begegnet, noch abklappern solltet, erzählen wir Euch hier.
Platten-Pedro: So kurios wie sein Laden
Platten-Pedro ist 79 Jahre alt. Also der Inhaber von „Platten Pedro“. Der Laden hat „nur“ wilde 49 Jahre auf dem Buckel. Damit hat der alte Mann und sein Vinyl-Meer alle Krisen überstanden und steht immer noch. Weitermachen will er, bis es ihn endgültig umnietet.
Pedro ist eher einer von der lotterigen Sorte, Service gibt’s in seinem Laden eher nicht so und das ist sein Konzept. Während der Ladenöffnungszeiten spielt er lieber Solitär am Computer und deutet bei Fragen mit seiner kauzigen Hand auf den entsprechenden Kistenstapel.
Aber einmal reingetraut, kommen wahre Plattenliebhaber nicht mehr so schnell aus diesem wirren und beeindruckend vollen Plattenladen heraus. Zu stark ist der Sog der Entdeckerlust, Sammelneurose und der staubigen Stille. Mitten rein in diesen riesigen Plattenberg aus über 100.000 Schallplatten und an die 1.000 Grammophonplatten. Und das alles befindet sich seit fast einem halben Jahrhundert abseits von jeglichem Techno-Wumms im guten alten Charlottenburg.
Bevor Ihr jetzt wie wild und auf der Suche nach einem ganzen Stapel alter Beatles-Platten, Soul-Kuriositäten oder „Kalaban“ – Pedros in Rillen gepresster, gescheiterter Versuch, für sich und seine Freundin als Schlagerstar Wasser und Brot zu verdienen – an seine Tore klopft: An der Tür hängt ein delliges Schild, das CD-Sammler liebevoll aus seinem Laden zu scheuchen versucht: „CDs sind Sondermüll mit Verpackung.“
Und das Schild ist Programm in der verqualmten Vinyl-Höhle des sympathisch schrulligen Platten-Pedro.
Wo finde ich das?
Platten Pedro
Tegeler Weg 102
10589 Berlin
Oder auf unserer Karte, in der wir die bestsortierten Plattenläden in Berlin eingetragen haben.
Dodo Beach Record Store: Die Dodos retten Vinyl-Verrückten gleich doppelt das Leben
https://www.instagram.com/p/BkfCdI3BOXo/?taken-by=dodobeachberlin
Die Dodos versorgen nicht nur aus der Puste gekommene Schallplattenjäger mit der ewig gesuchten Platte, sondern unternahmen auch an mir vor nicht allzu langer Zeit eine spektakuläre Rettung: Sie besorgten mir eines der letzten Alice-In-Chains-Tickets in ganz Berlin. Und ja, die Leute hinter dem Dodo-Beach-Record-Store-Tresen erfüllten mir damit einen Jugendtraum. Und ja, es war so dramatisch, wie es klingt.
Der „Dodo Beach Record Store“ ist anders als andere Läden. Denn er ist nicht nur Laden, sondern manchmal auch kleine Bühne für nicht mehr so kleine Künstler. Ist ja auch kein Wunder, denn Inhaber Thomas Spindler ist Geschäftsführer der Veranstaltungsfirma „Trinity Music“. Die bringen MGMT und Bullet For My Valentine in die Columbiahalle und Sophie Hunger in den Festsaal Kreuzberg. Und stellen The Adicts im Laden hinters DJ-Pult.
Und das sogar zweimal, denn den „Dodo Beach“ gibt es gleich doppelt. Einmal in Schöneberg und nochmal im Prenzlberg. Letztere Filiale war mal „Vopo Records“. Die Übernahme lief aber unter den Plattenladenbesitzern freundschaftlich ab und der ehemalige Vopo-Inhaber Vossi wühlt auch im neuen „Dodo Beach East“ für musikbegeisterte Hilfesuchende in den Kisten.
Oder sucht auch mal im Durcheinander hinter dem Tresen nach einem verlorengegangenen Alice-In-Chains-Ticket.
Wo finde ich das?
Dodo Beach Record Store
Vorbergstraße 8
10823 Berlin
oder
Dodo Beach East
Danziger Str. 31
10435 Berlin
Oder auf unserer Karte, in der wir die bestsortierten Plattenläden in Berlin eingetragen haben.
Jackson Records: Im Wohnzimmer ein Plattenladen
Wer in Kreuzkölln beheimatet ist oder war, ist bestimmt schonmal dem DJ mit dem himmelblauen Nil-T-Shirt über den Weg gestolpert. Spätestens bei einem Bier in der heimeligen „Schilling Bar“ in der Weserstraße. Dort tanzt DJ Jackson aka Torsten Müller nämlich mindestens zweimal im Monat mit seinem Plattenkoffer an und beschallt seine Gäste eine Nacht lang mit Tunes von Drum’n’Bass über fantastischen HipHop bis hin zu warmem Soul.
Das ist vermutlich auch der einzige Weg, von dem winzigen, versteckten Plattenladen am Weichselplatz zu erfahren. Dort verkauft er erst seit Anfang des Jahres hauptsächlich Platten aus seinem privaten Besitz. Das Sortiment verändert sich ständig, denn sein eigener Plattenschrank nimmt die Wände der Wohnung direkt nebenan ein und ist durch eine Hintertür mit dem Laden verbunden.
Vielleicht ist „Jackson Records“ deshalb unter der Woche erst spät abends und nur sehr kurz von 20 bis 22 Uhr geöffnet. Beim Kramen gibt es sogar einen kleinen Workshop in Sachen Electronic. Auch für Einsteiger gibt es keine leichte Kost auf die Ohren. Jackson steigt gleich voll ein und präsentiert das Beste aus der Geschichte elektronischer Tanzmusik auf seinem Plattenteller. Für solche Sessions lässt er seine Tür auch gerne mal länger auf.
Bei DJ Jackson ist es wie im Wohnzimmer des coolen Onkels, der beim Auflegen Zigarettenwerbung für Nil macht und ganz still und heimlich einen Plattenladen eröffnet.
Wo finde ich das?
Jackson Records
Weichselplatz 8
12045 Berlin
Oder auf unserer Karte, in der wir die bestsortierten Plattenläden in Berlin eingetragen haben.