Phish, Los Angeles, UCIA
Daß die Band sich über zahllose Fans freuen kann, die ihr von Stadt zu Stadt nachreisen, ist nicht alles, was Phish mit den Grateful Dead verbindet. Genau wie die alten Dead entfalten auch Phish ihre volle Kreativität erst unter Live-Bedingungen, auf der Bühne also. Damit derlei denkwürdige Momente der Nachwelt erhalten bleiben, durften Anfang des Jahres bei einer Show in der Nähe von New York 135.000 trippende Tapeheads die stundenlangen Tonfolgen in aller Ruhe mitschneiden – wie eben dereinst bei den Grateful Dead. Unterschiede gibt es dennoch. Hier in Los Angeles, vor kleinerer Kulisse als zuvor an der New Yorker Ostküste, werden sie besonders augenfällig. Wie Jerry Garcia selig trägt Oberfisch Trey Anastasio zwar Brille, Bart und Batikhemd, ansonsten aber ist er ungefähr so charismatisch wie Microsoft-Milliardär Bill Gates. Und auch die anderen Phische geben, zumindest optisch, wenig her. Ihre Musik jedoch – ein an Hippiezeiten gemahnender Mix aus Folkattitüde, milder Psychedelia, Aüman Brothers-Anleihen und Byrds-Bestandteilen – kommt an. So gut sogar, daß man im Publikum johlt und tanzt und sich dreht wie ein Derwisch. Dabei freuen sich die Phish-Freunde von der Westküste nicht nur über Eigenes von ihrer Lieblingsband, sondern auch über gut gecoverte Klassiker wie AC/DCs ‚Highway to Hell‘ oder Zappas ‚Peaches en Regalia‘. Eine Tatsache, die um so erstaunlicher ist, als das Durchschnittsalter der völlig begeisterten Konzertbesucher bei vielleicht 16 Jahren liegt. Sei’s drum. Was zählt, ist allein der Spaß, den das Quartett aus Vermont hier in Los Angeles verbreitet. Daß Phish noch viel lernen müssen, um dereinst tatsächlich mal in die Fußstapfen von Grateful Dead treten zu können, spielt da kaum noch eine Rolle.