Phillip Boa


PHILLIP BOA KENNEN, HEISST IMMER NOCH, AUCH nach 13 Jahren: ihn lieben oder hassen – na ja: uncool finden oder „schrill“, wie vielleicht bestimmte Menschen sagen würden. Aber vermutlich ist Boa für die gar kein Thema (mehr). Schließlich wurde Phillip, der einst besessene Verweigerer und Egomane, irgendwann einmal – nach überambitionierten Ausflügen ins Slayer- und Stockhausen-Land – ein erwachsener Popmusiker. Einer, der auch verhalten erwachsene Popmusik produziert. Was auf seiner jüngsten Platte („Lord Garbage“) höchst unspektakulär klingt, so als wäre ein stilbewanderter, begabter Musiker und Arrangeur mal eben nur zur Tagesordnung übergegangen, muß für Boa ein riesiger Satz gewesen sein. Ein befreiender dazu – nun muß er keine Trällerrefrains mehr für seine ehemalige Partnerin Pia Lund schreiben. Im Erlanger E-Werk bringt Boa die Songs von „Lord Garbage“ und ein fast vollständiges Greatest Hits-Programm. Und das macht Spaß! Dem gewohnt ungestümen wie unbeholfenen Frontmann selbst wohl auch: „Hat euch das gefallen?“ fragt er süffisant, und sein breites Grinsen spricht Bände: Mir hat’s auf jeden Fall gefallen. In kurzer Folge kämpfen sich Boa und Band durch die unterschiedlichsten Stilrichtungen: mit Militärgetrommel, Oboenmelodien und Streicherbesänftigung, mit simplen aber funktionalen Heavy-Riffs und natürlich auch mit den berühmten Voodoodrums – dutzende Ohrwurmbehandlungen am Stück. Das macht in einer kurzweiligen Vorstellung die ganze Bandbreite des Popkonstrukteurs Boa deutlich. Künstlich und überladen nennen das Zeitgenossen, die derlei Musik ohnehin uncool finden (siehe oben). Für Phillips Freunde aber ist seine Vorstellung einfach das größte. Zwischen melancholischen Schwelgereien und holprig-charmanten Popbekenntnissen, die auch ohne Pias Stimmchen bestens funktionieren, vergessen Boa und seine dynamische Backingband nicht, den glücklichen Menschen im Publikum hin und wieder mal richtig die Ohren durchzupusten. Und natürlich erledigt das auch heute noch „Kill Your Ideals“ am besten. Ein immer wieder furioses Finale.