Peter Maffay, Berlin, Columbiahalle


Wenn ein Arenen-Rocker wie Peter Maffay auf Clubtour geht, dann wird schon mal ein ausgewachsener Konzertsaal wie die Columbiahalle kurzerhand zum „Club“ erklärt. An sieben aufeinanderfolgenden Abenden testen ein lampenfiebriger Maffay und seine nur äußerlich coole Band quer durch die Republik die Publikums-Resonanz auf die räudigen Riffs, saftigen Samples und unverhofften melodischen Wendungen des neuen – zum Zeitpunkt der Tour noch nicht veröffentlichten – Albums „X“. Sonntag. Berlin. Die Columbiahalle ist knüppeldicke voll. Carl Carlton spielt auf der Doppelhälsigen ein krachendes Intro. Im Dämmerlicht taucht Maffay auf – das Auditorium begrüßt ihn wie den verlorenen Sohn. Sofort setzen 2000 Hände ein, um „Bis ans Ende der Welt“ mitzuklatschen. Maffay und Combo sprühen vor Tatendrang. Fix triumphiert Schalkes Geist – über den Kampf zum Spiel kommen. Die Nervosität verfliegt im Vier-Viertel-Takt. Trotz markiger Loops spielt synthetischer Schnickschnack hier nur eine Nebenrolle; als rockender Stoßtrupp agieren zuweilen fünf Gitarristen simultan. Sehr wohl registriert Maffay Volltreffer („Rette mich“; „Wenn du willst“), Schwachstellen („Bring mich nach Haus“) und gelegentliche Pannen. Den Balladen wird fast durchweg spontane, lebhafte Resonanz zuteil. Heavymetallische Breitsaiten nimmt das Publikum verblüfft, aber anerkennend zur Kenntnis. Maffay präsentiert sein Album, und die Zeit verfliegt. Mit jedem Song steigt im Auditorium die Gegenliebe. Noch einige Schnurren vom Chef, ein paar robuste Kanonaden Bertram Engels, ein feines Solo von Andreas Becker, ein fabelhafter Song von Jean-Jacques Kravetz („Deine Chance“) und in der Zugabeabteilung die Wiederholung dreier designierter Highlights – nicht ein Alt-Hit ertönt. Maffay 2000, das ist wie ein Kanister Adrenalin. Und das Jahrtausend ist noch jung.