Peter Greenaway


Kultur-Schock oder Designer-Film? Peter Greenaway vermengt Sex und Tod, Essen und Kot. Mode-Exzentriker Gaultier liefert das Tuch dazu.

In einem Verkehrsstau in Rom sei ihm die Idee gekommen, berichtet Peter Greenaway. Der Regisseur sah Rinderdarm im Schaufenster einer Metzgerei und stellte sich vor, wie dieser Darm von einem anderen Darm verschlungen werde. Greenaway verknüpfte das Bild vom Darm mit seiner Vorliebe für Gemälde von Menschen an langen Tafeln und siedelte „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaher“ in einem noblen Restaurant an.

Stehen Schauplatz und Hauptfiguren fest, erledigt den Rest das Greenaway-System. erprobt seit „Der Kontrakt des Zeichners“. Story kommt an letzter Stelle. Wichtiger sind formale Elemente: Architektur. Trennungen von Räumen und Zeiträumen. In „Der Koch “ wechseln die Kostüme (von Jean-Paul Gaultier) die Farben. wenn sie vom Restaurant (rot) in die Küche (grün), auf die Toilette (weiß) oder ins Freie (blau) kommen. Um zehn Tage darzustellen, filmt Greenaway zehn verschiedene Speisekarten seines Restaurants ab.

Der Dieb (Michael Gambon) ist zugleich der Wirt, er terrorisiert die Menschen mit dumpfer Brutalität. Seine gedemütigtc Frau (Helen Mirren) nimmt sich einen Liebhaber (Allan Howard). Der Koch (Richard Bohringer) gewährt der Frau des Diebs ein Liebesnest in der Vorratskammer. Was zwischen den Vieren passiert, ist additiv, wie der Filmtitel.

Menschliche Exkremente und verrottende Tiere, die Greenaway wie Ausrufezeichen in seinen Film stellt, sind Teile des Stylings. Wenn es wahr wird, daß die 90er-Jahre das Ende der Herrschaft von Form über Inhalt bringen, dann ist dies der endgültige Filmgenuß der 80er.