Peter Gabriel: Langläufer
Zehn Jahre Real World. Ein Interview mit Labelboss und Weltmusiker Peter Gabriel
Wie ist es zur Gründung von „Real World“ gekommen, und was war dabei Ihr persönlicher Antrieb?
Eigentlich begann alles 1980 mit dem ersten WOMAD-Festival, bei dem Musiker aus allen Teilen der Welt auftraten. Der künstlerische Leiter des Festivals, Thomas Brooman, überzeugte mich davon, diesen Künstlern zu helfen, ihnen ein Forum zu schaffen. Es dauerte einige Jahre, aber 1989 ging’s dann richtig los.
Haben Sie den Entschluß im Laufe der Jahre mal bereut?
Nicht wirklich – ich hatte auch keinen Grund dazu, denn über die Jahre haben wir wahnsinnig viel Unterstützung und Hilfe bekommen. Alle, die mit den Produktionen beschäftigt sind, stecken unheimlich viel Liebe und Engagement in ihre Arbeit.
Weltmusik ist nicht gerade ein Verkaufsschlager – wie steht „Real World“ heute finanziell da?
Ganz ordentlich. Das, was wir verdienen – wenn wir mal an einer Produktion verdienen – stecken wir in neue Projekte. Und langsam wachsen auch die Verkaufszahlen.
Was haben Sie persönlich bei Ihrer Arbeit für „Real World“ gelernt?
Ich glaube, das Wichtigste ist, daß man seinem Instinkt folgt und mit Leidenschaft an die Arbeit herangeht.
Außerdem habe ich auf spiritueller Ebene sehr viel gelernt, vor allem durch die Alben, die wir mit Nusrat Fateh Ali Khan produziert haben.
Nusrat Fateh Ali Khan, einer der erfolgreichsten „Real World“-Künstler, ist am 16. August 1997 an einem Herzinfarkt gestorben. Welche Gefühle hatten Sie, als Sie davon erfuhren?
Wir wußten zwar, daß er gesundheitliche Probleme hatte, dachten aber, daß alles medizinisch unter Kontrolle sei. So war sein plötzlicher Tod für uns alle ein großer Schock. Ich persönlich vermisse ihn sehr.
Wie wichtig sind für Sie die persönlichen Kontakte zu den Musikern, die aus allen Teilen der Welt stammen?
Wenn man mit diesen Menschen im Studio zusammenarbeitet, lernt man sie wirklich kennen. Man lebt mit ihnen zusammen, man ißt, man relaxt zusammen, so entstehen enge Beziehungen. Ich habe eine Menge Freunde gewonnen.
In jüngster Zeit entwickelt sich der Crossover zwischen Dance und World Music offenbar zum Trend. Wie denken Sie darüber?
Ich glaube, es gibt eine direkte Verbindung zwischen elektronischer Dancemusic und der sehr zeremoniellen, ebenfalls mit Wiederholungen arbeitenden World Music. Zudem finde ich die Kombination von Tradition und Moderne sehr spannend.
Welche Pläne hat Peter Gabriel als Solokünstler?
Ich arbeite derzeit an einem neuen Album, das im nächsten Jahr erscheinen soll. Außerdem bereite ich zusammen mit Mark Fisher eine Show vor, die zum Millenniumswechsel in London stattfinden soll.