Pearl Jam: Der Weg Der Gerechten


Pearl Jams Karriere im Zeitraffer.

1984-1990

Die Wurzeln von Pearl Jam reichen zurück bis Mitte der 80er Jahre, als Stone Gossard und Jeff Ament zusammen mit Mark Arm und Steve Turner (den beiden späteren Gründern von Mudhoney) in Seattle als Green River zusammenfinden. Nach deren Ende geben sie mit Mother Love Bone dem Boden, aus dem kurze Zeit später das Grunge-Phänomen in den Musikhimmel wachsen wird, weitere Nährstoffe, ehe Sänger Andrew Wood an einer Überdosis Heroin stirbt. Gossard und Ament nehmen mit dem Gitarristen Mike McCready und Schlagzeuger Matt Cameron (damals bei Soundgarden) jenes legendäre Demotape auf, welches über den ehemaligen Drummer der Red Hot Chili Peppers, Jack Irons, zu Eddie Vedder nach San Diego gelangt. Dieser geht am nächsten Morgen eine Runde surfen, schreibt danach einige Texte und schickt das Tape mit dem Gesang zu „Alive“, „Once“ und „Footsteps“ an die Band zurück – kurze Zeit später ist die Band mit Vedder und Drummer Dave Krusen unter dem Namen Mookie Blaylock – nach dem NBA-Profi – sowie einem Majorvertrag bei Sony in der Tasche komplett. Aus rechtlichen Gründen muss jedoch bald wieder ein neuer Name her: Pearl Jam benennen sich nach der halluzinogenen Marmelade von Eddies indianischer Urgroßmutter. Zumindest behauptet er das.

1991-1995

Als Ende August 1991 Pearl Jams Debüt TEN veröffentlicht wird, verkauft es sich zunächst schleppend. Erst die von NEVERMIND ausgelöste Grunge-Explosion reißt die Platte mit in die Höhe. In den USA verkauft TEN bis heute sogar mehr Exemplare als NEVERMIND. Ihren Aufstieg zu einer der größten Rockbands verdanken Pearl Jam aber auch ihrem Toureifer, mit dem sie sich eine loyale und vor allem riesige Fanbasis erspielen und aus dem sie bis heute Kraft und Inspiration schöpfen. Ihre zweite Platte VS. (1993) – mittlerweile mit Dave Abbruzzese am Schlagzeug – hält sowohl musikalisch als auch kommerziell das Versprechen, das TEN gegeben hat, und landet an der Spitze der Charts. Doch der Erfolg und der zu nehmende Druck führen dazu, dass sich die Band – und allen voran ihr Frontmann Eddie Vedder zurückzieht, was schließlich in einem Boykott der Presse und dem Entschluss, keine Videos mehr zu drehen, endet. Hinzu kommt der juristische Streit mit dem US-Kartenhändler Ticketmaster um Gebühren, die nach Ansicht der Band zu überteuerten Preisen für ihre Konzerte führen. Pearl Jam weigern sich, in Konzerthallen aufzutreten, die mit dem Unternehmen zusammenarbeiten. Die Folge: eine abgesagte Tournee im Jahre 1994 und kaum noch Auftritte auf US-Boden in den nächsten paar Jahren, was sich später durch sinkende Plattenverkäufe rächen wird. Ende 1994 erscheint VITALOGY und festigt trotz zwischenzeitlicher Durchhänger den Gigantenstatus von Pearl Jam.

Kurz danach wird Abbruzzese „aus unterschiedlichen Auffassungen über die Bandpolitik“

gefeuert und durch Jack Irons ersetzt. 1995 gehen Pearl Jam mit Neil Young ins Studio, um gemeinsam das Album MIRR0R BALI, aufzunehmen.

1996-2001

Mit dem 1996 veröffentlichten NO CODE entfernen sich Pearl Jam vom Sound der Anfangstage und zeigen sich vielseitiger, erwachsenerund balladcsker. Der Harmonie der Platte zum Trotz kommt es zu Spannungen innerhalb der Band: Der Nicht-Tour-Stress, persönliche Differenzen und die Neudefimtion der Rollen der einzelnen Bandmitglieder nagen an den Nerven. Für Y1ELD (1998) gibt es erstmals wieder ein Video (zum Song „Do The Evolution“), ein animiertes. Die Gruppe (und vor allem Vedder) positioniert sich zusehends als politische Rockband. 1998 verlässt Irons die Band, seinen Posten übernimmt ein alter Bekannter und langjähriger Freund aus Seattle: Ex-Soundgarden-Mitglied Matt Cameron. Im Jahr 2000 erscheint BINAI -RAL, dessen teils konfuse Experimente einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlassen. Auf der folgenden Tournee werden erstmals alle Konzerte als offizielle Bootlegs veröffentlicht (bis heute bieten Pearl Jam von jedem ihrer Konzerte einen Mitschnitt an). Das Roskilde Festival markiert jedoch den Tiefpunkt in der Karriere der Band: Neun Zuschauer werden von der nach vorne stürmenden Masse zu Tode getrampelt. Erst Jahre später und nur unter strengsten Auflagen für die Sicherheit der Zuschauer trauen sich Pearl Jam wieder auf Open-Air-Bühnen. RIOT ACT, das 2002 erscheint, ist eher ein Aufrappeln denn eine Auferstehung, unterstreicht

2001-HEUTE

aber Pearl Jams Ambition, sich weiterzuentwickeln. Danach folgen die Raritätensammlung LOST DOGS (2003), die semiakustische Konzertaufnahme LIVE AT BENAROYA HALL und der Karriererückblick REARVIEWMIRROR (beide 2004). Die erste Platte nach dem Vertragsende mit Sony, PEARL JAM (2006), klingt 15 Jahre nach dem Debüt wie ein Befreiungsschlag. Und trotz gemischten Kritiken lässt sich auch über das jüngste Album BACKSPACER solches sagen – in Sachen Ausdruck und Energie eine Rückkehr zur alten Form.