Pearl Jam
...aber mit Hirn. Seit fast zehn Jahren trotzen Pearl Jam mit dem Zorn der Gerechten den Wider- nissen des Rock-Business. Doch wer älter wird, wird lockerer- und gibt auch mal ein Interview.
Interview Maurice von der Saar
ALLES IM LEBEN HAT SEINEN Preis. Und weil der gute, alte Rock’n‘ Roll dereinst so nett war, dem depressiven jungen Tankwart Eddie Vedder, wie dieser später oft und gern mit sakralem Ernst bezeugte, das Leben zu retten, hat es der 34-Jährige dafür jetzt schwer an den Ohren. „Ich habe das Album noch gar nicht auf Kopfhörern gehört“, meint Vedder auf die Bemerkung, die neue Pearl Jam-Platte „Binaural“ sei von der vergleichsweise komplexen Produktion her ja fast ein [-all für das lleadset. „Die Dinger sind nicht mehr laut genug für mich. Mag sein, dass ich da eine Schädigung habe, aber ich kriege Kopfhörer nicht mehr laut genug. Ich habe gehört, dass es in Australien einen Typen gibt, der einen Walkman-Kopfhörer-Booster entwickelt hat. Das wäre wohl was für mich. Falls mir jemand was zu Weihnachten schenken möchte…“
Es ist fertig, das mittlerweile siebte (zählt man „Mirrorball“, die Kollaboration mit Neil Young von 1995 mit) Studioalbum der letzten Überlebenden des „Sound Of Seattle“-Hype. Und weil Pearl ]am nicht nur eine der dicksten Rockbands des Planeten, sondern eben auch die Band sind, die ihre konsequent störrische Medienverweigerung zum definieUND DIE MUSIK, DBS NEUE RLBUM,
soll natürlich zuvörderst auch das sein, was im Interview von Interesse ist. Dann sag doch mal, Eddie Vedder, was ist das für eine seltsam esoterisch anmutende Aufhahmetechnik, von der sich der Albumtitel „Binaural“ (übersetzt „mit oder durch zwei Ohren“) ableitet? „Das ist eigentlich eine normale Methode, etwas in Stereo aufzunehmen, der Witz dabei ist der ¿
Binaural Head. Der sieht aus wie der Kopf einer Schaufensterpuppe, ist aber der Natur sehr genau nachempfunden, sogar das Gewicht des Gehirns ist originalgetreu. Und die Mikrofone sitzen im Innenohr des Plastikkopfes.“ Wie ein Kunstkopf also, mit dem in den 70ern schon Avantgarde- und Krautrock-Musiker Aufnahmen mit räumlichen Stereo-Effekten fabrizierten? Ja, so in etwa. Tchad Blake hat schon viele binaurale Aufnahmen, auch Feldaufnahmen gemacht. Der war bei Musikern im tiefsten Afrika und hat sie aufgenommen, in ihrer Umgebung, in natürlicher Atmosphäre.“ So was beeindruckt Vedder mit seinem Faible für das Spriüuelle natürlich enorm. Und so kam es, dass Tchad Blake, Soundmann mit Meriten von Tom Waits bis Soul Coughing und Grammy-Preisträger für Sheryl Crows „Globe Sessions“, Pearl lams angestammten Produzenten Brendan O’Brien, der alle bisherigen Alben der Band aufgenommen hatte, an den Reglern ablöste. „Ich glaube, es war Zeit für Veränderung. Wir hatten es nicht so geplant, aber dann ergab es sich, dass Brendan eben nur ein paar Songs, vor allem die härteren, abmischle. Veränderung ist ja etwas, das man normalerweise zu vermeiden versucht, vor allem, wenn alles eigentlich ziemlich gut läuft, das liegt in der menschlichen Natur. Aber ich bin froh, dass wir es versucht haben. Ich finde, das Album hat sehr viel Atmosphäre.“ Tatsächlich ist „Binaural“ das klanglich und stilistisch vielschichtigste Pearl lam-Album bislang. Warum also ausgerechnet das relative zähe, fünfeinhalbminütige „Nothing As It Seems“ als erste Single? Vedder lächelt und reagiert gleich sensibel auf die Zielrichtung der Frage: „)a, ja. Aber wir sind nicht in diesem Geschäft, um Leute hinters Licht zu führen. Mir läge nichts daran zu sagen ‚Okay, wir kriegen sie dazu, einen Haufen Platten zu kaufen, weil wir auf dem ersten Song, den sie zu hören bekommen, diesen eingängigen Refrain haben‘. Für manche Leute mag das einen Kick bringen, nicht nur eine erfolgreiche Platte am Start zu haben, sondern: ‚Yeah, was für eine großartige Marketing-Kampagne!‘. Das würde mir nicht nur keinen Spaß machen, es würde mich krank machen. Wir fordern den Hörer lieber etwas heraus, sehen, wie es um seine Aufmerksamkeitsspanne bestellt ist. Und wenn das Album dann ankommt, erfüllt mich das weitaus mehr.“
GELD UND MRTERIHUSMUS SIND WIEDER zentrale Themen auf dem Album. Etwa im Song ‚Soon Forget‘, in dem Vedder zur Ukeleie die alte Geld-alleinmacht-nicht-glücklich-Geschichte erzählt. „Ich bin ziemlich gut mit Johnny Ramone befreundet, und der ist ja ein 101 -prozentiger Republikaner. Er nennt das ‚ein guter Amerikaner sein‘. Wenn der diesen Song hört und die Zeile ‚it seems the more you make equals the loneliness you get‘, da lacht der sich tot, so: „Was für ein Scheiß!‘ Na ja, ich weiß nicht, ob ich falsch liege. Ich könnte es mir auf jeden Fall nicht vorstellen, glücklich zu werden, wenn mein Hauptanliegen Geld wäre.“ Ist es eigentlich wahr, il.iss Vedder der Präsident des Rainones-Fanclubs ist? „Ich bin ein guter Freund“, lacht er, „aber ich konnte die Ramones nicht übernehmen, weil ich schon The Who mache. Im Ernst, die Ramones: Ich meine, sie waren die erste Punk-Band. Sid Vicious hat versucht, Dee Deezusein! Das ist einfach nicht genug Leuten klar. lohnny ist ein Historiker in Sachen Musik. Der studiert zum Bespiel die Charts aus den 20er (ahren. Da gab es einen Typen namens Bill Murray, der hatte eine ganze Serie Hits, Top Ten acht )ahre am Stück oder so. Ich kenne ihn nicht, keiner kennt ihn. Und das gibt mir ein besseres Gefühl über meine Position. Weil es letztendlich doch einfach alles nicht zählt.“ Ist es das, was Vedder sucht? Erfolg und Anonymität? „Ia, genau.“ Hat einige Zeit gedauert, das festzustellen. „Ia.“ Vedder lacht. „Hässlich. Sony, dass das alle mit ansehen mussten, aber es war echt.“
ECHT UJRR WOHL HUCH UEDders Begeisterung, als er letzten November mit dem befreundeten Duo C Average bei zwei Benefizkonzerten in Chicago das Vorprogramm seiner alten Helden The Who bestritt. „Ich habe mit den beiden auch eine Who-Coverband laufen, wir heißen The Quick Ones. Ich hab sie auf einem kleinen Festival in Olympia kennengelernt, dem Jojo Festival. Das war gerade eine Woche nach Woodstock ’99…“ – Vedder hält inne „Das fand ich ja überhaupt komplett abstoßend: Woodstock. Ich habe ein bisschen davon im Fernsehen gesehen, und erst sah es ja so aus, als sei alles in Ordnung. Aber dann ist das Ganze explodiert. Vergewaltigungen, Randale – man kann Leute einfach nicht wie Tiere behandeln und dabei erwarten, dass sie sich wie Menschen verhalten… Und wir saßen da in Olympia, mit zehn Dollar Eintritt und drei Shows am Tag. Warum leiden?“
Corporate America, das Amerika des Big Business und der Konzerne, in dem der Politik immer mehr eine Marionettenrolle zukommt, ist das Feindbild von Vedder und seinen Getreuen. Ihre Abneigung gegen ein System, das von Geschäftsinteressen gesteuert ist, ist ein Motor hinter dem antikommerziellen Gebaren der Band, die seit ihrem zweiten Album keine Videos mehr zu ihren Singles dreht und sich Mitte der Neunziger auf einen David-gegen-Goliath-Krieg gegen den amerikanischen Konzertticket-Marktbeherrscher „Ticketmasler“ und dessen undurchsichtige Geschäftspraktiken einließ (ihr störrischer Versuch, dem Quasi-Monopolisten Paroli zu bieten, zog desaströse Tourneen mit reihenweise Konzertabsagen nach sich, weil Pearl Jam nicht gewillt waren, in Hallen zu spielen, die mit „Ticketmaster“ in Vertrag stehen, und auf oft ungeeignete Ersatzvenues ausweichen wollten) und drückte sich jüngst in Solidaritätsbekundung mit den Protesten zur Tagung der Welthandelsorganisation WTO letzten November in Seattle aus. Ein Thema, bei dem sich Eddie Vedder in Rage reden kann: „Ich wäre gern stolz, Amerikaner zu sein. Aber wie wir uns als Nation auf dem Weltmarkt verhaken und als so genannte Supermacht – da konnte ich einfach nie patriotische Gefühle entwickeln. Nie. Amerika ist ein Experiment. Das Experiment funktioniert, wo Menschen verschiedenster Kulturen zusammen auskommen. Es funktioniert nicht, wo es immer mehr zu Zusammenschlüssen von Konzernen und Monopolisierung kommt, wo alles nur noch Ware ist, alles Logos hat. Ich frage mich immer mehr, ob unsere Kultur nur noch ein Werbeplakat für irgendwelches Zeug ist. Ist die amerikanische Flagge ein Nike-Symbol und ein McDonald’s-Bogen und 50 Sterne und 40 Logos? Eine Zeile in ‚Grievance‘ lautet ‚for every tool they lend us, a loss of independence‘. leder freut sich über die neuen Technologien, darüber dass alles schneller und bequemer wird. Aber da steht auch ein Stück Freiheit auf dem Spiel. Man kann sich was im Internet kaufen, aber dabei beobachten sie einen, finden raus, wie man sich als Konsument verhält, nur um einem mehr zu verkaufen, Zeug das man nicht braucht. Das ist das Problem mit dem Kapitalismus.“ Wo wir schon bei der Politik sind: in den USA stehen dieses Jahr Präsidentschaftswahlen an. Wird Eddie Vedder den Demokraten AI Gore unterstützen, dessen Frau Tipper sich in den 80er Jahren als geifernde Zensur-Furie einen Namen machte (ihre „Mütter für saubere Popmusik“-Hausfraueninitiative Parents‘ Music Resource Center PMRC setzte die berühmten „Parental Advisory“-Sticker durch)? „Es gibt sowieso keine Republikaner und Demokraten mehr. Sie sind eins. Eins unter dem Dach von Corporate America. Ich wähle keinen von denen. Ich wähle die Grünen.“
EINE DEZIDIERTE MEINUNG ZU TIPPER GORE haben Slone Cossard und Jetf Ament, die jetzt zum Interview bitten. „Ich glaube, sie hat ihre Einstellung etwas überdacht“, meint Ament. „Tipper Gore ist heute definitiv im Hintergrund“, legt Cossard los. „Ich hoffe, sie hat aus ihren Fehlem in der Vergangenheit und aus den Reaktionen, die sie auf ihre politischen Auftritte bekommen hat, gelernt, das Thema Zensur ruhen zu lassen. Wenn ich nicht völlig falsch liege, wird Tipper Gore in Zukunft keinen großen Impact haben. Wir werden sehen, was passiert.“ Das hier ist Stone Gossard, lind dieser Mann hat das, was man ein entschiedenes Auftreten nennt. Er, mit 36 der Bandälteste, und sein Jugendfreund Ament waren es, die 1990, nach dem Zerfall ihrer Gruppe Mother Love Hone mit Mike McCready und dem auf Empfehlung engagierten Musikmaniac Eddie Vedder als Sänger eine kleine Band gegründet hatten. Gossard ist ein No Bullshit-Typ, im Interview viel bestimmter als der sanfte Vedder. Von ihm gibt’s auch klare Worte in Sachen „Ticketmaster“-Krieg: „Es ist vorbei. Wir haben verloren. Wir benutzen Ticketmaster‘, wo es notwendig ist. Ungefähr 20 Städte, vielleicht sogar mehr. Wir können entweder da rausgehen und versuchen, unser eigenes Venue aus dem Boden zu stampfen, oder wir spielen in Hallen, die sicher sind, wo der Sound funktioniert, alle Einrichtungen vorhanden sind. Irgendwann macht es keinen Sinn mehr, sich weiter zu weigern. Lind wir verlieren gerne diesen Kampf, wenn wir dafür in den Städten spielen können, in denen wir wollen.“ Ament sieht’s positiv: „Ich glaube, wir haben einiges von dem erreicht, was wir wollten. Die Leute wissen jetzt, wo ihr Geld hinfließt, und das war ein wichtiger Punkt.“ Gossard: „Wir haben nie eingesehen, warum Ticketmaster‘ genausoviel an einem Ticket verdienen sollte wie wir. Die drucken nur die Karte aus. Wir spielen die Show.“
IN PEHRL JHMS LETZTEM UIDEO, „JEREMV“
von 1992, richtet ein frustrierter Junge in seiner Schulklasse ein Blutbad an – die Realität hat diese Vision spätestens letztes Frühjahr in Littleton, Colorado, eingeholt. Stone Gossards Song „Rival“ greift die steigende Aggressivität in der Gesellschaft mit Zeilen wie „this nation’s about to explode“ auf. „Der Song ist ein Mischmasch von Bildern, in diesen geht es hauptsächlich darum, wie jemand seine Frustration in Gewalt oder Aggression kanalisiert und dass man nicht wissen kann, wie nahe jemand daran ist, durchzudrehen.“ Sind Pearl ]am noch zornig? Einst waren sie ja Teil einer Teen-Angst-Brigade, bevor es auf „No Code“ und „Yield“ ruhiger wurde. Die ersten drei Songs auf „Binaural“ klingen wieder aggressiver. Ament ist mit einem Pearl lam-O-Ton-Evergreen zur Stelle: „Ich glaube, Musik ist ein gutes Medium, Aggressionen abzulassen. Wie eine Therapie. Wie ein Spiegel, der dich erkennen lässt, was mit dir vorgeht, wo dein Zorn und die Frustration herkommen.“ Heute sind es Bands wie Limp Bizkit und Korn, die die Wut ihrer Fans auf den Punkt bringen. Ist das bereits eine ganz andere Generation von Fans und Bands? Stone Gossard erklärt’s mit Altersmilde: „Wir erlauben es uns einfach, etwas verwundbarer zu sein und ein bisschen mehr die komplexeren Seiten des Älterwerdens zu erforschen. Wenn du mal über 30 bist, kannst du ein wenig auf dein Leben zurückschauen. Lind ich glaube, wir hatten alle mal einen Bezug zu Bands wie Kom, als wir noch 20 oder Teenager waren. Da machte dieses überdreht Aggressive – volle Pulle die ganze Platte durch, vielleicht als Song acht eine Powerballade – irgendwie Sinn. Heute setzen wir uns zusammen und arbeiten an Songs, zu denen wir alle Bezug haben.“
Verliert die Musik an Magie, wenn man zuviel darüber redet? Gossard spricht aus eigener Erfahrung als Fan: „Wie oft hast du eine Platte gehört und gedacht „Wow! Geil!‘ Und dann liest du irgendwo ein Interview mit der Band und noch ein Interview, und plötzlich reden die dummes Zeug, oder haben ein schlechtes Video und all das verdirbt dir die Musik. Sie hat ihren Zauber verloren. Mir ist das schon unzählige Male passiert.“ Da redet man doch lieber über die Covergestaltung des neuen Werkes. LInwirklich anmutende Aufnahmen des Hubble-Teleskopes von Weltraum-Phänomenen geben „Binaural“ eine weltfern-meditative Note. Jeff Ament: „Das auf dem Cover ist so was wie die Geburt eines Sternes. Ich habe die Fotos zum ersten Mal im ‚National Geographie‘ gesehen, vor anderthalb Jahren. Da waren diese Wahnsinns-Farben. Diese Bilder geben dir einen Anstoß, über Verhältnismäßigkeiten nachzudenken.“ – „Und außerdem“, fällt Gossard ein, „waren die Bilder kostenlos. Die Regierung war so nett, sie uns verwenden zu lassen. Das dürfte eines unserer billigeren Covers sein, zumindest was die Fotokosten angeht.“ leff Ament lacht: „Seitdem geht’s mir ein bisschen besser, wenn ich daran denke, was ich so an Steuern zahle.“
HLS LETZTES PRRCHEN HHBEN JETZT DER blonde Mike McCready und Matt Cameron auf der Couch Platz genommen. Cameron, einst Drummer von Soundgarden (mit Gossard und Ament spielte er 1992 im Allstar-Projekt Temple OfThe Dog), die sich 1997 aufgelöst hatten, stieß zu Pearl Jam, als deren Drummer lack Irons 1998, kurz vor ihrer “ Yield“-Welttoumee, ausstieg. Zunächst Aushilfsdrummer (auf dem 98er-Livealbum „Live On Two Legs“), ist er heute zumindest halbfestes Bandmitglied. „Ich bin ganz unschuldig da hineingeraten, als Lückenfüller. Und jetzt haben wir ein Album zusammen gemacht. Sie haben viel Verständnis für meine Situation. Mit Familie und einer eigenen Band (Wellwaler Conspiracy) hat mir die Vorstellung, noch fest in eine große Rockband einzusteigen, eher Angst gemacht. Aber bei diesen lungs herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre…“ – „Er ist ein Teil der Familie. Herrlich!“ spöttelt Mike McCready grinsend. Nachdem er um die Zeit des letzten Albums „Yield“ erschreckend aufgedunsen und bleich durch die Gegend gelaufen war, wirkt McCready heute wieder sichtlich fitter. „Ich war damals oft einfach total dicht. Hatte auch gesundheitliche Probleme.“ Der Gitarrist leidet an der Erbkrankheit Morbus Crohn, einer entzündlichen Darmkrankheit, die schubweise auftritt. „Ich hatte diese heftigen Bauchschmerzen und Geschwüre und driftete wieder in die Welt der Schmerzmittel ab, all diese Scheiße. Ich bin seit kurzem drüber hinweg, bin wieder clean. Gott sei Dank.“ Ein weiterer Schlag für den gebeutelten McCready war der Tod seines Freundes Baker Saunders. Der Bassist von McCreadys Side-Projekt Mad Season starb Anfang letzten lahres an einer Heroin-Überdosis. „Baker war ein guter Freund. Ich lernte ihn damals in der Reha kennen. Er wurde rückfällig, wie ich früher auch schon mal, aber er schaffte es nicht zurück.“ Saunders‘ Tod bedeutet auch das endgültige Aus für Mad Season, nachdem Sänger Layne Staley, hauptberuflich bei den süllgelegten Alice In Chains, das Projekt lange verzögert hatte. „Nach dem ersten Album 1995 wollten wir ein zweites machen, aber es kam nichts zustande. Musikalisch war alles da, aber Layne war einfach nie greifbar. Er hat mit seinen Problemen zu kämpfen.“ Da gehen sie dahin, die einstigen Superstars der Seattle-Szene. Alice In Chains liegen am Boden, Soundgarden sind seit 1997 Geschichte – jetzt haben sich auch noch die alten Recken Mudhoney aufgelöst (Mark Arms und Steve Turners neue Band Monkeywrench wird mit Pearl am auf USA-Tournee gehen). Aufweiter Flur stehen Pearl Jam, die Überlebenden einer vergangenen Ära, und sie scheinen endlich mit sich ins Reine gekommen zu sein. Darauf deutet schon hin, dass sie diesen Sommer erstmals seit acht Jahren zu einer Europa-Tournee aufbrechen, die diesen Namen verdient. Konzentrationsprozesse hin oder her – die Mini-Fusion Pearl Jam/ Soundgarden wirkt jedenfalls zukunftsträchtig.