Pearl Jam


Abtreibung ist derzeit ein heißes Thema in den USA, erst recht, nachdem im Dezember zwei Frauen vor einer Klinik von einem fanatischen Abtreibungsgegner abgeknallt wurden. Das Benefizkonzert zur Erinnerung an diese Opfer sorgt daher bereits im Vorfeld für Wirbel, der kontrovers diskutierte Headliner tut ein übriges: Pearl Jam.

Die Tickets wurden per Lotterie verlost. 175.000 nahmen teil, 7.500 zogen das große Los – ausnahmslos beinharte Pearl Jam-Fans, wie die Stimmung vor der Halle beweist. „Abtreibung ist mir egal, ich bin hier, um Pearl Jam zu sehen“, bringt es ein Fan auf den Punkt. So wird der Opener, Lisa Germano, auch nur mit beifälligem Applaus bedacht, wohingegen L7 allein schon deshalb auffallen, weil Bassistin Jennifer Finch oben-ohne spielt – und somit beweist, daß sie mit ihrem Körper wirklich macht, was ihr gefällt. Neil Youngs Crazy Horse haben schließlich ein leichtes Spiel, profitieren sie doch von dem Bonus, die Großväter des Grunge zu sein.

Aber es ist Pearl Jams Abend. Eindringliche Konzertstimmung kommt erst auf, als Eddie Vedder mit ‚Release‘ die Show eröffnet, gefolgt von fünf harten, rauhen Songs des neuen Albums ‚Vitalogy‘. Immer intensiver wirbelt das Quintett (mit dem inzwischen optimal integrierten Ex-Chili-Pepper Jack Irons an den Drums) von ‚Spin The Black Circle‘ über ‚Last Exit‘ zu ‚Not For You‘. Ältere Songs haben zwar ihren Stammplatz im Repertoire, doch es ist ein weiteres Stück vom neuen Album, das Band und Publikum endgültig entfesselt: dasTeenangst-Drama ‚Immortality‘.

Zum Finale steigt Neil Young noch einmal auf die Bühne und gibt mit Eddie das Duett ‚Act Of Love‘ zum Besten. Ein Liebesakt, der dem Publikum die Sprache raubt.