Panda: Deutscher Beat/Punk. Umstritten.


Die Musik: Man kann bei dieser Band nicht anders, als übers Ziel hinauszuschießen: Der Hass-sollte man sich dafür entscheiden-muss abgrundtief sein (das eklige Icken! die „frechen“ Songtitel! das pralle Gehabe!) und die Liebe – dafür kann man sich nicht entscheiden – muss ohne Bedingung sein (Anna! Anna! Anna!). Die erste Single „Jeht Kacken“ ist für die einen ein kalkulierter Ausbruch pubertärer Schwachsinns-Ideologie, für die anderen ein catchy Popsong und für Anna selbst „der ultimative musikalische Schlag in die Fresse für alle Idioten dieser Welt.“ Rod von den Ärzten liebt, fördert und co-produzierte die Band, findet die Musik „vieleicht altertümlich“, auf jeden Fall aber „sehr originell“ und beschreibt sie als „nich‘ Schlagertexte mit Musik aus den 60ern“ (im Unterschied zu dem heute weitverbreiteten Phänomen, den Leuten „Schlagertexte mit so Musik aus den 90ern“ verkaufen zu wollen). Tatsache ist (kann man von Tatsachen sprechen, wenn die Gefühle so überborden?), dass man den berlinerischen Texten trotz stellenweiser Banalität einen angenehmen Flow nicht absprechen kann. Zudem gehört Anna – wie die ähnlich umstrittene Kollegin Annett Louisan – zu den wenigen Menschen, die sich in Songs auf glaubwürdige und unpeinliche Weise deutscher Umgangssprache bedienen können. „Die Texte gehen über die ganzen Kleinigkeiten […]. So Sachen, die jeder kennt – und die einfach mal aufgeschrieben, Nich‘ immer gleich beim Großen angefangen. Is‘ doch immer so: Man regt sich viel mehr über die Kleinigkeiten auf“, sagt Anna.

Die Band: Anna Fischer(21) wuchs in einem Wohnsilo in Hohenschönhausen in Berlin auf, spielte mit 18 ihre erste Hauptrolle und erhielt 2007 eine Goldene Kamera als beste Nachwuchsschauspielerin. Vor und während ihrer Arbeit beim Film tauchte sie immer wieder auch auf kleinen Bühnen auf, um bei „Open-Mic“-Abenden selbst geschriebene Songs und Comedy vor Publikum zu testen. Lucy van Org („Lucilectric“) erkannte ihr Talent früh und arbeitete mit Anna an Texten, als ein Plattenvertrag noch in weiter Ferne lag. Ihre Band, mit der sie nun offiziell auch ihre Karriere als Musikerin auf den Weg bringt, traf sie angeblich „auf einer Party“, Mag das stimmen? Oder sagt man so was, wenn eine Band nicht eben organisch zusammengefunden hat? Was soll’s. Auf solche Fragen braucht man keine Antworten -weder um Panda abgöttisch zu lieben, noch um sie zutiefst zu hassen.

Panda – Tretmiene (Island/Universal)